Heimspiel gegen Feuchtwangen
Verfasst am 10 Jul 2022 von Thomas Altrock
Tennis Herren 50 Nordliga 3 TSV Lichtenau:TuS Feuchtwangen 3:3
Der FC Bayern München des Tennissports kommt aus Lichtenau. Zum dritten Mal in Folge sicherten sich die Mittelfranken den Meistertitel bei den Herren 50, diesmal in der neu gegründeten Nordliga 3. Dazu genügte ein 3:3 am letzten Spieltag gegen den TuS Feuchtwangen, dem schärfsten Ligakonkurrenten.
Dabei begannen die Spiele alles andere als verheißungsvoll.
Mannschaftskapitän Holger Bischoff, schon angeschlagen ins Match gegangen fuhr gleich im 1. Spiel ein stechender Schmerz ins Bein, der ihn fortan mehr für den Versehrten- anstatt für den Tennissport qualifizierte. Sichtbar gepeinigt quälte sich der Lichtenauer Nadal, einen Spitznamen den er sich aufgrund seiner Nehmerqualitäten mehr als verdiente, gegen Peter Sachse trotz eines frustrierenden 0:6 in Satz eins über die volle Distanz, erkämpfte sich noch drei Spielgewinne, musste aber dann doch dem Feuchtwanger, dessen platzierte Vor- und Rückhandslicebälle nur von einem topfitten Kontrahenten hätten entschärft werden können, zum Sieg gratulieren.
Einen solchen hatte auch Erwin Czech auf der Pfanne.
Gegen Jürgen Fryda zeigte er sich zum Auftakt hochkonzentriert, hielt die Kugel auch über lange Ballwechsel fehlerfrei im Spiel und düpierte den Feuchtwanger immer wieder mit überraschenden Varianten, die Erwin bekanntermaßen spontan einfallen und die er dann intuitiv auf den Court bringt.
Böse Zungen behaupten, die Wende im Match hätte das Erscheinen der Damenspielerin Sonja Frick auf der Anlage bewirkt. Ihre Präsenz lenkte Erwin laut Ansicht seiner Mannschaftskameraden so sehr von seiner eigentlichen Aufgabe ab, dass er sich plötzlich im Matchtiebreak wiederfand. Objektive Beobachter machten dafür aber ein Erstarken seines Gegenspielers verantwortlich. Im Entscheidungsdurchgang, auf dem Stuhl begleitet von einem hochkarätigen geprüften Oberschiedsrichter, entschied sich Erwin für die aggressive Angriffsvariante, was nicht die beste Idee war, den zweimal wurde er locker passiert und weitere zweimal war sein Volley nicht energisch genug und Jürgen bedankte sich mit Winnern für die Einladung.
Noch schwärzer sah es nach Satz eins im dritten Einzel, bestritten von Manfred Eschenbacher aus. Johann Ederle erteilte ihm mit 0:6 einen gnadenlose Lehrstunde. Aber Manfreds Psyche, gestählt durch zahlreiche Marathons bei denen er früher auch schon über die Schmerzgrenze hatte gehen müssen, erwies sich als übermenschlich. Es war als hätte er zu Beginn des 2. Satzes einen Schluck Zaubertrank des Druiden Majestix konsumiert denn sein Gegner schrumpfte fortan auf die Grösse eines römischen Fußsoldaten. Manfred strich das Wort Fehler aus seinem Vokabular und immer wieder zuckte sein rechter Zeigefinger in die Höhe, wenn er mal wieder einen seiner mit einem Urschrei begleiteten Winnerschläge übers Netz gepeitscht hatte. Dieser Linie blieb er bis zum finalen 10:4 im Matchtiebreak treu und brachte Lichtenau wieder in Schlagdistanz.
Matthias Seitzinger, der treuen Seele, der seit 18 !! Jahren den Weg von seinem Wohnort Frankfurt zu allen Spielen seines Lichtenauer Tennisteams auf sich genommen hatte, war es vorbehalten den Ausgleich zu schaffen. Seine Rückhand glich in ihrer Eleganz der eines Roger Federers. Seine gefürchteten Doppelfehler ließ er diesmal bis auf vereinzelte Ausnahmen in der Tennistasche und mit dem ekligen Schnitt seiner Vorhand konnte der läuferisch durch Knieprobleme limitierte Günter Probst auch wenig anfangen. Dieser war auch überrascht wie problemlos Matthias seine fulminante Vorhand und die knallharten Aufschläge parierte. Es war als wollte Matthias allen noch einmal beweisen, zu welch exzellentem Tennisspieler er sich im reifen Alter entwickelt hat.
Ein Doppel musste noch her, um die Meisterschaft zu sichern und Kapitän Holger ließ es sich nicht nehmen an der Seite seines lieb gewonnenen Doppelpartners Matthias trotz aller Schmerzen diese Aufgabe zu stemmen. Lange stand das Match in Satz eins auf Messers Schneide und bei einer 5:3 Führung schossen Holger, der sich nur noch rudimentär bewegen konnte, ungewohnte Gedanken bezüglich einer Aufgabe durch den Kopf. Nach dem von Matthias, der ein Laufpensum eines nigerianischen Zehntausendmeterläufers absolvierte, das 6:3 erzwungen worden war lief der Rest des Matsches wie am Schnürchen und die beiden Freunde lagen sich vereint in der Freude über den Sieg aber auch im Schmerz über den unvermeidlichen Abschied in den Armen.
Die klare 1:6/1:6 Niederlage des Doppels Eschenbacher/Kallert mutierte so zur Randnotiz und tat der ausgelassenen Stimmung beim Essen und der Feier mit den sehr sympathischen Gästen keinen Abbruch.
Matthias ließ es sich nicht nehmen seine Teamkameraden zur Einspeisung riesiger Schäufele aus der Gaststätte seines Bruders in Rudelsdorf einzuladen und er vergaß dabei auch nicht Leo und Thomas, die zwar in dieser Saison nicht hatten eingreifen müssen, dafür aber geduldig bei ihrer sechsstündigen Wartezeit auf das Festmahl moralische Unterstützung geleistet hatten.
Verschiedene Schnäpse rundeten die Abschiedsfeier ab, und es ist fraglich, ob sich Matthias am Sonntag morgen überhaupt noch an den Samstag, an dem er auch spontan eine Einladung seines Teams nach Frankfurt aussprach, erinnern kann, denn seine alkoholischen Nehmerqualitäten konnten durchaus mit denen von Holger bezüglich der Schmerztoleranz konkurrieren.
Die gesamte 50er Mannschaft wünscht Matthias auf diesem Weg alles Gute für seine privat, berufliche und sportliche Zukunft und er ist uns jederzeit als Gast auf der Lichtenauer Tennisanlage herzlich willkommen.