Auswärtsspiel in Herrieden

Verfasst am 7 Jul 2024 von Thomas Altrock

Tennis Herren 60 Nordliga 2 SG Herrieden:TSV Lichtenau 1:5

Es ist vollbracht ! Ungeschlagen mit nur einem Minuspunkt grüßen die Herren 60 des TSV Lichtenau als Meister ihrer Gruppe von Tabellenplatz 1 und bleiben so weiterhin die großen Vorbilder der nachrückenden Herrengeneration, die am gleichen Tag einen grandiosen Sieg in Dietenhofen eingefahren und damit wahrscheinlich das Abstiegsgespenst verscheucht hat. An dieser Stelle Glückwunsch von uns „Alten“ . In 40 Jahren steht ihr hoffentlich da, wo wir heute stehen, nämlich ganz oben.

Die Vorgabe für den 07.07.2024 war glasklar. Um nichts mehr anbrennen zu lassen musste mindestens ein 4:2 Sieg her und so traten die Lichtenauer in stärkster Aufstellung an. Zweifel an der Fitness bestanden vor allem bei Thomas, dessen Zerrung noch nicht ausgeheilt ist und der nach einer gnadenlosen Massage seiner muskulären Rückenprobleme, mitleidlos von Erwin am Vortag verabfolgt, nur gedopt mit Arcoxia plus Ibuprofen und einer dicken Bandage unterhalb des linken Knies, ganz zu schweigen von seinen geliebten Kompressionsstrümpfen, die ihm schon bei Anziehen die Hälfte seiner Energie rauben, antreten konnte. Glücklicherweise hatte auch sein Spielpartner Helmut Kötzel unter der Woche Holzarbeiten verrichtet und sich dabei auch den Rücken lädiert. So konnte er nach eigener Aussage seine ansonsten von den Gegnern gefürchtete Rückhand infolge äußerst schmerzhafter Sensationen beim Beugen seiner Knie nur gelegentlich ansetzen und so war Thomas in der Lage, nur die unbedingt notwendigen Läufe zu absolvieren. Unerreichbaren Bällen setzte er erst gar nicht nach, war aber trotzdem meist Herr der Lage. Sein 6:3/6:1 stellte die ersten Weichen Richtung Sieg. 

Zittern musste man um Leo. Gegen Günther Demel fand er zunächst gar nicht ins Spiel. Günther schlug hart und präzise auf und setzte auch einige starke Vorhandbälle. Beim 5:2 kam die Wende. Wie ein Eichhörnchen holte Leo Punkt um Punkt auf. Dennoch erzwang Günther den Tiebreak. Knackpunkt hier war die Tatsache, dass Leo aus einem 5:6 ein 8:6 machte und damit den Satz holte. Von da an ging bei Günther nicht mehr viel. Oft waren seine Bälle um einige Meter zu lang und zu allem Überfluss legte er aufgrund einer sehr rutschigen Grundlinie noch einen kapitalen Sturz hin, bei dem er glücklicherweise elegant abrollte. Brillant wie Leo im 2. Durchgang seine Slicerückhand immer wieder auf den Punkt platzierte und Lohn war für ihn das 6:1. Leider wurde er Opfer eines in der Vorwoche entstandenen Präzedensfalls. Hier war Thomas unter dem schier unmenschlichen Druck seiner Mannschaftskameraden, sofern dieser Ausdruck überhaupt gerechtfertigt ist, sowie heftig insistierender Spielerfrauen zur Zahlung von 2.50 Euro gepresst worden, als er im verzweifelten Bemühen einen an sich unspielbaren Ball doch noch zu retournieren im Zaun gelandet war und dabei reflexartig den Schläger fallengelassen hatte. Die identische Situation nur ohne Zaun erlebte der unglückliche Leo bei seinem Einzel und noch beim Verlassen seines Kleinwagens (es passen kaum 5 Tennistaschen geschweige den 5 schlanke Spieler rein) musste er unter Tränen die Summe von 2.50 Euro für die Mannschaftskasse entrichten.

Holger bekam es mit dem blutjungen Nachwuchstalent Peter Heller zu tun, der seinen 60. Geburtstag erst noch feiern muss. Der Jungspund hatte eine ähnliche Spielanlage wie Holger und pflegte einen schnellen, druckvollen Ball. Das ist genau das, was Holger liebt. Kein Gebubbel hin und her, keine halbseidenen Mondbälle sondern immer auf die Kugel mit dem Ziel zu punkten. Peter tat ihm diesen Gefallen und Holger bedankte sich auf seine Weise. Mit seiner ganzen Erfahrung und Routine konnte er problemlos Peters Bemühungen parieren, aber trotzdem sahen die Zuschauer ein mitreißendes Match, das Holger mit 6:2 und 6:1 für sich entschied.

Schlechter lief es für unseren Erwin, denn Martin Reutter stand mit höheren Mächten im Bunde. Als Geistlicher hatte er den direkten Draht nach oben und wann immer er in kritischen Situationen den Blick zum Himmel richtete gehörte ihm der Punkt. Er spielte ähnlich raffiniert wie Erwin, liebte es kurze Bälle einzustreuen, setzte aber seine Vorhand sehr akkurat mit bestechender Länge. Während Erwins Bälle immer mal wieder am Netz hängen blieben oder neben der Linie aufklatschten hatte Martin diesbezüglich mehr Glück. Bewundernswert war trotzdem, wie Erwin kämpfte. Knapp verlor er Satz 1 mit 4:6 und danach zwang er Martin in den Tiebreak. Zweimal hintereinander zirkelte Martin das Spielgerät exakt in die Platzecken und Erwin schaute auch hilfesuchend gen Himmel. Ihm blieb, die Gründe dafür sind unklar, aber jedweder Beistand von oben versagt und Martin behielt seine weiße Saisonweste im Einzel. Somit löste Erwin Thomas als den Looser der Woche ab. Seine bösen Mannschaftskameraden kündigten an, dieser Makel werde ihm nun bis zum Beginn der neuen Saison anhaften, davon kann aber keine Rede sein, denn wie dieser ungeliebte Titel schon per se impliziert, kann vom „Looser der Woche“ auch maximal nur eine Woche die Rede sein.

Nun musste zwingend ein Einzel her und die Aufstellung war anspruchsvoller als eine Doktorarbeit. Hier der angeschlagene Thomas, dort Holger der schon wieder Krämpfe hatte, dazu ein Fritz der intensiv beteuerte, er müsse nicht spielen wenn, es im Dienste der Mannschaft sei und ein Radi, der seine Tasche am Mann hatte und an sich im Doppel immer eine Bank ist.

Thomas entschied sich und Erwin aus dem Spiel zu nehmen und in Doppel eins auf Holger und Leo zu setzen, die üblicherweise prächtig harmonieren. Ihre Aufgabe war es ganz klar, Günther und Helmut zu besiegen. 

Fritz wurde mit Radi auf Platz 2 beordert, wo mit Martin und Peter eine ganz starke Paarung auf die beiden wartete.

Beide taktischen Schachzüge erwiesen sich als Volltreffer. Doppel eins ging ratz fatz mit 6:0 in Führung, erlaubte sich dann einen kurzen Durchhänger, brachte aber mit einem weiteren 6:3 den Sieg und damit den Gesamterfolg sicher nach Hause.

Vom Druck befreit konnten dann Radi und Fritz ihre ganze Klasse ausspielen. Vielleicht irritierte es die Herriedener auch ein wenig, dass sie beim Stand von 2:2 im 2. Satz kurz pausieren mussten um neidvoll zusehen zu müssen, wie die Lichtenauer in Meisterfoto schossen, aber auch der kluge Schachzug von Radi den Netzspieler mit Hilfe hoher Bälle weitgehend aus dem Spiel zu nehmen war ein Schlüssel zum Satzausgleich. Wer dann noch erleben durfte wie Fritz im Matchtiebreak an der Grundlinie von links nach rechts hetzte und auch die unmöglichsten Bälle noch retournierte , dem war klar, dass er hier ein neuer Doppelstern aufgegangen war. Dies umso mehr als auch Radi bei Essen frisch von der Leber weg erklärte, das es ihm sehr viel leichter gefallen sei mit einem Partner zu spielen, der als Linkshänder ihm den Rücken frei gehalten habe. Wie sagte doch Holger so treffend: „irgendwann findet jeder Topf seinen Deckel“, auch wenn er dafür über 70 Jahre alt werden muss. Jeder dachte, Radis Aussage sei für Thomas wie der Dolch im Rücken von Siegfried aber unsere 35 Jahre Doppel miteinander werden uns unser restliches Tennisleben zusammenschweißen wie zwei siamesische Zwillinge.

Den Abschluss bildete ein harmonisches Miteinander bei einem feinen Fleischtopf mit Bier und da auch Ralf die Kunde vom Sieg der Herren überbracht hatte, konnte umso ausgelassener gefeiert und geflachst werden.

Noch auf dem Heimweg stand für die glorreichen Sechs der Lichtenauer Herren 60 fest: „nächstes Jahr packen wir es wieder an“.

Sieger Herren 60 beaDas sind sie die Meister der Nordliga 2 im Bereich Herren 60.

von links: Radi-Leo-Thomas-Erwin-Holgere-Fritz

Radi und Fritz

Das neue Dreamteam im Doppel--der Wille hat wieder einmal Berge versetzt.