Auswärtsspiel in Abenberg
Verfasst am 26 Jun 2016 von Thomas Altrock
Herren 55 Bezirksklasse 1 DJK Abenberg vs. TSV Lichtenau 17:4
Ohne reelle auszurechnende Siegchancen fuhr der Tabellenzweite TSV Lichtenau zum Spitzenreiter DJK Abenberg. Warum Lichtenau trotz der klaren Niederlage ein wenig über verpasste Möglichkeiten nachdenkt wird der Bericht erhellen.
Der Samstagnachmittag begann mit einem Ereignis, über das der Chronist auf ausdrücklichen Wunsch des betroffenen Spielers hier im öffentlichen Forum berichtet. Vor der Abfahrt versammelte sich das ganze Team aus Lichtenau im herrlichen Garten von Eddi Heyder (Renate hat halt einen grünen Daumen), worum unser Sportfreund Ali gebeten hatte. Hier entschuldigte er sich für sein sportlich nicht ganz einwandfreies Auftreten bei den letzten Heimspielen. Er sei in sich gegangen und sei zu dem Schluss gelangt, dass er so sich und seiner Mannschaft keinen guten Dienst erweise. Für die Zukunft habe er sich fest vorgenommen keinen Ansatz zur Kritik mehr zu bieten, ein Unterfangen, das ihm schon in Abenberg zu 100 Prozent glückte. Ich als Mannschaftsführer kann Ali nur für diese mutige, großartige Geste danken und ihm dafür den absoluten Respekt unserer gesamten Truppe versichern. Wir sind ein Team und gewinnen oder verlieren miteinander aber sportliche Fairness ist und bleibt unser vorrangiges Ziel.
In Abenberg gelang uns noch vor Spielbeginn etwas wahrhaft Historisches, denn laut Mannschaftsführer Bertram Helbig waren wir in 30 Jahren die erste Gästemannschaft, die früher vor Ort war, als das Gros seiner eigenen Mitspieler. So wurde von Anfang an ausgiebig gefrozelt und gescherzt, ehe es zur Sache ging.
Dieter Mohr hatte sich an sich gewünscht gegen Hans Öder antreten zu dürfen, da er sich anhand der Physiognomie dieses Abenbergers klare Siegchancen ausgerechnet hatte. Einige Stunden und Hans Öders Match gegen Fritz Fersterra später war er heilfroh, statt mit Hans mit Benno Rupprecht die Klingen gekreuzt zu haben. Letzterer bestach mit einer giftgrünen Tennishose und einem Schnellstart, dass es einem um Dieter angst und bange werden musste. Beim 0:3 sah alles nach einer Klatsche für unsere Nummer 6 aus, aber an diesem Tag zeigte unser Dieter was an Biss, Einsatzfreude und spielerischer Qualität in ihm steckt. Häufig begleitet von einem eher aus dem Damentennis bekannten Stöhnen hämmerte er seine Schläge übers Netz, ging trotz Gluthitze lange Laufwege und kontrollierte das Spiel zunehmend. Beeindruckend, wie er 6 Spielgewinne in Folge zum Satzgewinn machte und damit den Widerstand Bennos brach. Auch Satz 2 ging mit 6:3 an Lichtenau.
Schlechter erging es Radi gegen Johannes Kern, einen John Isner Verschnitt, der aber von der Spielanlage her an Florian Mayer erinnerte. Baumlang schlug er knallhart auf, Radi berichtete später von einer zweistelligen !! Summe an Assen und im Spiel wusste man nie genau, was er als nächstes anstellen würde. Mal ein Stopp, dann wieder eine schnelle Vorhand, alles nicht gut lesbar. Kämpferisch gab unser Radi wieder alles, sah nach verlorenem 1.Satz beim 2:5 schon wie der Verlierer aus, verkürzte dann aber auf 4:5. Danach war er nach eigenen Angaben im abschließenden Spiel zu vorsichtig, traute sich nicht voll auf die Bälle zu gehen und verlor dann doch 4:6.
Leo Meier hatte es auf 2 mit der Gummiwand Robert Hofmann zu tun. Von eher gedrungener Statur hatte er einen enormen Antritt, roch schon im Voraus wo Leo hinspielen würde und erlief jeden Ball. Dazu hatte er eine unorthodoxe Rückhandtechnik, mit einer Mischung aus Slice und seitlichem Ballschieben mit der er immer wieder Druck auf Leo machen konnte. Der erste Satz verlief bis zum 4:3 sehr ausgeglichen, ehe der Abenberger die Oberhand gewann. Auch das Coaching von Thomas half nichts. Der Heimspieler siegte glatt in 2 Sätzen.
Hoffnung keimte nach dem Spitzeneinzel wieder auf. Hier lieferte Thomas gegen den Abenberger Kapitän Bertram Helbig sein bisher bestes Saisonmatch. Geduldig schaufelte er den giftigen Rückhandslice von „Berthel“, ein Schlag der sich förmlich in den Sand grub, zurück, antizipierte oft den scharfen Vorhand Cross des Abenbergers und hielt bei jedem Ballwechsel mutig und voll dagegen. Der Lohn war nach 2:2 ein 6:2 im 1. Durchgang. Dann schien der Lichtenauer einzubrechen, denn schnell war er 0:3 im Rückstand. Die Frage seines Betreuers Leo, ob er nicht den Satz zugunsten einer Kräfteschonung für den Matchtiebreak abschenken wolle, war wie ein Weckruf. 4 Spielgewinne in Folge, dann das 4:4 durch Helbig. Ein Break zum 5:4 und dann „nur“ noch der eigene Aufschlag. Hier wurde wieder einmal deutlich wie sehr im Tennis Psyche und mentale Verfassung ihre Hand im Spiel haben. Mit Zitterhand produzierte Thomas 2 Doppelfehler. Beim 30:40 holte er einen an sich kaum erreichbaren Vorhandball von Bertram und passierte. Wieder Vorteil Abenberg. Die Netzkante half Thomas. Danach entwickelte sich die längste Rally mit gefühlt 100 Ballwechseln, die Thomas mit einem Vorhandwinner abschloss. Der zweite hinterher und Lichtenau war wieder in Schlagdistanz.
Leider hatte sich der Tennisgott an diesem Tag gegen den TSV verschworen.
Ali hatte Walter Schindler, einen erfahrenen alten Haudegen beim 6:3 voll im Griff, ehe die Bruthitze unseren Iraner, in dessen Heimatland ja bekanntlich arktische Temperaturen herrschen, in einen präkomatösen Zustand versetzte. Eine Toilettenpause und eimerweise kaltes Wasser halfen nicht. Alis Kraft war weg, als hätte man Samson die Haare weggeschnitten. Beim Seitenwechsel arbeitete er mit kalten Tüchern und kam nach Beratung mit Radi überein, den 2. Satz kampflos abzugeben um nochmals Kräfte für den Supertiebreak zu sammeln. Später verstieg sich Ali sogar zur Forderung Reinhold müsse die 2.50 Euro für sein 0:6 übernehmen, er sei sich in diesem Moment über die Tragweite dieses Ergebnisses nicht im Klaren gewesen. Eine dünnere Ausrede hatte der für den Strafenkatalog zuständige Mannschaftsführer Thomas noch nie gehört. Großzügig sah er aber davon ab auf diesen jämmerlichen Versuch sich vor der Zahlung zu drücken mit einer weiteren Strafe zu reagieren. Ali zahlte übrigens als Erster von Vielen an diesem Nachmittag. Im Matchtiebreak gab er noch einmal Alles. Der Höhepunkt war ein Schlag auf seine Rückhand, den er mit links redoublierte und genau auf die Linie spielte. Beim 8:8 dann ein Ball ins Aus und Walter punktete sofort ein 2. Mal. Da er unseren Ali körperlich zerstört hatte wurde ihm auch die Pflege nach dem Match überlassen. Ein rührendes Bild, wie er dem auf der Bank liegenden Ali einen Zehnlitereimer Wasser genussvoll über Bauch und Kopf kippte. Ein Beispiel für gelebte Sportkameradschaft.
Immer noch bestand eine kleine Siegchance, aber auch unserem Fritz war das Glück nicht hold. Er durfte gegen Dieters Wunschgegner Hans Öder ran, der sich als harter Brocken erwies. Ein fast viereckiges Muskelpaket mit hartem Aufschlag und einer gehörigen Portion Spielwitz. Schnell lag Fritz mit 3:6/1:4 scheinbar aussichtslos zurück, packte dann aber die Kampfmentalität aus. Leicht angefressen ob des bis dahin schlechten Spielverlaufes lief er jetzt um sein Leben. Wie er bei der schwülen Witterung das Letzte aus sich herausholte und gegen den Jungfuchs aus Abenberg (Hans wird ca. 6 Monate nach Fritz 69 !!) aufholte war aller Ehren wert. Aus 1:4 machte er ein 6:4 und auch der Matchtiebreak war ein zähes Ringen um jeden Punkt. Aber der Heimvorteil brachte auch hier die Entscheidung. Hans hatte den Platz selbst präpariert und kannte demzufolge den Linienverlauf aus dem Eff Eff. Das 10:8 im Matchtiebreak war der psychologische Knacks, von dem sich der TSV Lichtenau nicht mehr erholte.
4 gewonnene Einzel hätten es ermöglicht, ein starkes Doppel zu nominieren, so waren 3 Siege gefragt. Ehrlicherweise tendiert der Berichterstatter dazu, den Mantel des Schweigens über die folgende Matches zu breiten, denn nach den Prügeln, die Lichtenau hier bezog, stellt sich die Frage wie man aus diesen 6 Spielern auch nur 1 starkes Doppel hätte aufbieten sollen. An ein solches Kollektivversagen kann sich niemand beim TSV erinnern und auch das drohende Gewitter, das wenig später die Plätze unbespielbar machte, diente nur dem Spielführer bei der Abschiedsrede als magere Ausrede für die schnellen Niederlagen.
Fest steht, dass Abenberg in den Doppeln zeigte, warum sie an der Tabellenspitze stehen.
Uns bleibt nur den Hut zu ziehen. So weggespielt wurden wir noch nie. Trotzdem bleibt uns dieser Nachmittag unter der Abenberger Burg in sehr guter Erinnerung, denn auch hier ging es familiär wie bei uns zu. Eifrige Frauen werkelten in der Küche. Die Verpflegung inklusive eines tollen Gyros mit multiplen Beilagen war perfekt. Das Bier auf den Punkt temperiert und der Ouzo reichlich. Auch für Spieler, die diese Schnapssorte aufgrund schlechter Erfahrung nicht vertragen war mit reichlich Willy gesorgt. Nochmals ein Dank an die Sportkameraden aus Abenberg, denen wir auf diesem Weg schon vorab zum sehr wahrscheinlichen Aufstieg gratulieren.
Die Ergebnisse:
Einzel:
Bertram Helbig : Altrock Thomas 3:6/4:6 Robert Hofmann : Leo Meier 6:3/6:2 Walter Schindler : Ali Ahmadpur 3:6/6:0/10:8 Johannes Kern : Reinhold Blach 6:2/6:4 Hans Öder : Fritz Fersterra 6:3/4:6/10:8 Benno Rupprecht : Dieter Mohr 3:6/3:6
Doppel:
Hofmann/Kern . Altrock/Blach 6:1/6:0 Helbig/Rupprecht . Meier/Mohr 6:0/6:1 Öder/Schindler : Ahmadpur/Heyder 6:1/6:3
P.S. Die ganze Mannschaft gratuliert unserem Ali zu seinem 63. Geburtstag am heutigen Sonntag