Heimspiel gegen TSC Neuendettelsau
Verfasst am 12 Jul 2020 von Thomas Altrock
Herren 60 Bezirksklasse 1 TSV Lichtenau : TSC Neuendettelsau 8:1
Zum letzten Heimspiel der Tennissaison 2020 der Herren 60 des TSV Lichtenau versammelte sich auf der Anlage am Rezatgrund noch einmal das who is who des Tennisseniorensports in der Region. Namen wie Hermann Besenbeck, Heinz Käding, Bruder Wolfgang oder Fritz Schuh lassen jeden Kenner des weißen Sports mit der Zunge schnalzen. Da ließen sich die Lichtenauer nicht lumpen und boten ihrerseits auf was Rang und Namen hat. Der seit Jahrzehnten im Umkreis von 100 km gefürchtete Leo Meier, der Grandseigneur der Filzkugel Fritz Fersterra und nicht zuletzt „uns Ali“ stellten sich heldenhaft dem Kampf gegen die oben aufgezählten Koryphäen.
Da Hermann Besenbeck noch immer seine Brötchen mit harter Arbeit verdienen muss, mussten die Partien der Nummern 1 und 2 geswitcht werden. So wurde Thomas die Ehre zuteil, den Kampf der Tennislegenden zu eröffnen. Peter Turan war für ihn ein unbeschriebenes Blatt, Leo warnte ihn aber, sein Gegner sei ein scharfer Analytiker jeden Schlages. Das Match bestätigte diese Ansage, den Peter wusste meist, was er falsch gemacht hatte. Aber wie es im Leben nun mal so ist. Man häuft eine Menge unnützes Wissen in seinem Gehirn an und so wusste der tapfere Peter zwar warum er verloren hatte, geholfen hat ihm dieses Wissen aber nicht.
Parallel dazu stand Radi unter dem hohen Druck der ausstehenden Clubrelegation am Abend in Ingolstadt ( das Ergebnis dieses Spieles dürfte hinlänglich bekannt sein). Außerdem hatte er es eilig, den sein Enkel Felix feierte auch noch seinen Geburtstag, zu dem Opi und Omi natürlich geladen waren. Erstaunlich wie cool Radi trotz dieser äußeren Einflüsse blieb. Sein Endergebnis von 6:1/6:2 gegen Fritz Neumeister spiegelt allerdings nicht ganz den Aufwand wider, den der Lichtenauer erbringen musste um sein Match nach Hause zu spielen.
Und er kann es doch noch. Unser noch vor Wochenfrist an seiner Eignung für Tenniseinzel zweifelnder Eddi löste seine zerebrale Blockade mit Glanz und Gloria. Opfer seines Befreiungsschlages war der arme Wolfgang, genannt Bruder, Massow. Dem Schlaggewitter des wie entfesselt aufbrillierenden Lichtenauers war er in keiner Phase des Matches gewachsen und sollte Eddi die Form nur halbwegs über die nächsten zwei Wochen konservieren können, steht seinem Kontrahenten in Röckingen ein unangenehmer Nachmittag ins Haus.
Inzwischen war auch Hermann Besenbeck eingetroffen und traf im Nostalgiematch auf unseren Leo. Wie von ihm gewohnt schnitt und schnippelte Hermann die Bälle übers Netz, traf dabei aber auf einen wohl vorbereiteten Leo, der mit klaren Grundschlägen und einer aufopferungsvollen Laufarbeit dagegen hielt. Nach einem 6:3 in Satz eins kam der Neuendettelsauer aber immer besser in Fahrt und ging mit enorm kraftraubendem Spiel 4:3 in Front. Gegen das Mentalitätsmonster Leo reichte dies aber nicht und schon stand der 4. Punkt für Lichtenau zu Buche.
Sigi Horn durfte auf Position drei das unerfreuliche Erlebnis einer Konfrontation mit Ali geniessen. Laut seiner Aussage spiele jener ein unorthodoxes Tennis, was bisher seinen Mannschaftskameraden noch nie bewusst geworden war. Wenn man Alis Matchplan aber akribisch aufdröselt, lassen sich durchaus Belege für diese revolutionäre These finden. Wer spielt schon mal mit der linken, dann wieder mit der rechten Hand. Wer meditiert beim Seitenwechsel mit dem Kopf in einem Eimer mit 10 Litern kaltem Wasser oder stellt seinen Revuekörper für die anwesende Damenwelt mit blankem Brustkorb zur Schau oder wer versucht die über dem Platz kreisenden Störche mit ultrahohen Lobs vom Himmel zu holen. Da gibt es in ganz Lichtenau nur Einen: unseren Sportfreund Ali, in Fachkreisen bekannt, für seine Spielweise, gefürchtet aber auch respektiert. Er wackelte gegen Sigi nur kurz im 2. Satz, als er sich auf zu lange Ballwechsel einließ, die meist Sigi für sich entschied. Dem Tipp von Eddi folgend zog er dann kurzfristig das Tempo wieder an, suchte die schnelle Entscheidung und machte mit 6:3 den Sack zu.
Es ist ein unbestätigtes Gerücht, dass Alis Vorfahren Wasserverkäufer im Bazar von Isfahan waren, auch wenn das Bild diese Vermutung als gar nicht so abwegig erscheinen lässt
Fritz wurde die ehrenvolle Aufgabe zuteil in Vertretung für seinen Mannschaftsführer desseneinzigen noch verbliebenen schwarzen Fleck in seiner Tennisvita zu tilgen.Vor Urzeiten, als die Tenniskleidung noch rein weiss war, man sich auf dem Platz siezte und Schlägerwürfe oder ähnliche Eskapaden noch verpönt waren, hatte ein gewisser Heinz Käding Thomas in einem legendären Match düpiert, als er einen an sich unerreichbaren Angriffsball auf seine Rückhand, die sich, da er Linkshänder ist, zum jähen Entsetzen von Thomas als seine Vorhand erwies, mit einem lockeren Lob in einen erfolgreichen Matchball verwandelte. In den folgenden Jahrzehnten zog er sich weitgehend aus der aktiven Tennisszene zurück. Böse Zungen behaupten um es Thomas nie mehr möglich zu machen, Revanche zu nehmen. So schwor dieser seinen Teamkameraden Fritz darauf ein, stellvertretend für ihn tätig zu werden. Dieser legte, von diesem honorigen Auftrag beseelt, los wie die Feuerwehr. Beim 6:1 schien sein Sieg nur eine Frage der Zeit zu sein. Er hatte die Rechnung aber ohne Heinz gemacht, der sich das Fell nicht so einfach über die Ohren ziehen ließ, sondern seinerseits Satz zwei für sich entschied. Der Matchtiebreak musste entscheiden und hier bangte nicht nur Thomas, der von außen hilflos zusehen musste, wie seine Rehabilitation in Gefahr geriet, sondern auch Fritz bekam ein gehöriges Zitterhändchen.
Die hilflos dem Geschehen ausgesetzten Teamkameraden
Beim 7:9 sah er sich 2 Matchbällen gegenüber. Den ersten entschärfte er im Stile eines Klassemannes mit einem fulminanten Netzroller. Beim 9:9 wurden die Seiten gewechselt und Fitz setzte gleich mit einem Aufschlag, der von der hinteren Linienkante unerreichbar wegsprang, noch Einen drauf. Das war zu viel für Heinz und dieser beendete den Krimi mit einem Schlag Zentimeter hinter die Grundlinie ins Aus. Von Tennnisglück wollte Fritz anschließend nichts wissen und Thomas war gezwungen, seine bereits im Geist formulierte Schlagzeile: „ Ein schwarzes Schaf in der weißen Lichtenauer Herde“ wieder umzuformulieren. Dies fiel ihm aber leicht, den seit gestern kann er wieder schlafen ohne von dem bösen Tennistraum geweckt zu werden, der ihn seit Jahrzehnten verfolgt hatte und der nun dank Fritz für immer in den tiefsten Schubladen seiner Gehirnwindungen abgelegt werden wird.
Die Doppel waren nur noch Nebensache.
Thomas und Leo legten schnell mit einem Sieg vor, Ali und Fritz folgten kurz danach und lediglich Dieter und Eddi hatten ob der klaren Führung ihres Teams nicht mehr den Biß nach einem hart umkämpften 6:7 in Satz eins noch einmal zurück zu fighten. So konnten es sich Fritz Schuh und Heinz Käding auf die Fahnen schreiben, den Ehrenpunkt erspielt zu haben.
Das Geheimnis der Lichtenauer Erfolge ist gelüftet. Durch eine eigene Tennisballproduktion springen diese ganz nach den Wünschen der Spieler. Das Bild zeigt zwei Fachkräfte bei der Fließbandherstellung der Markenprodukte
Fast wäre beim von Brigitte zubereiteten Festmahl aus Sauerbraten mit Klößen die Stimmung von Fritz und Fritz (Schuh/Fersterra) noch gekippt, denn durch beider Adern fließt rot/schwarz gefärbtes Blut und als ihr Club in der 96. Minute mit einem 0:3 in Ingolstadt auf dem besten Weg in Liga 3 war, waren ihre eigenen Tennissiege kein adäquater Trost mehr. Wer in das von Gram gezeichnete Gesicht der beiden blicken musste, dem zerriß es fast das Herz. Ein gewisser Schleusener, bis dato ein Mitläufer im Team der in der gesamten Saison enttäuschenden Nürnberger, war es, der ihre Gesichter mit seinem nie mehr erwarteten Treffer zum 1:3 in Sekundenbruchteilen in zwei hell strahlende Sonnen verwandelte.
So kann man den gestrigen Tag getrost mit den Worten: „Ende gut—alles gut“ überschreiben.
Die Ergebnisse:
Einzel:
Altrock-Turan 6:1/6:0
Meier-Besenbeck 6:3/6:4
Ahmadpur-Horn 6:0/6:3
Blach-Neumeister 6:1/6:2
Fersterra-Käding 6:1/3:6/12:10
Heyder-Massow 6:1/6:0
Doppel:
Altrock/Meier-Neumeister/Turan 6:1/6:1
Ahmadpur/Fersterra-Besenbeck/Horn 6:0/6:3
Heyder/Mohr-Käding/Schuh 6:7/2:6