Heimspiel gegen FC Sachsen

Verfasst am 1 Jun 2025 von Thomas Altrock

Tennis Herren Nordliga 3 TSV Lichtenau : 1 FC Sachsen 2 : 7

Am 31.05.2025 fand auf der Anlage des TSV Lichtenau das sportliche Highlight des Jahres statt, das von der Bedeutung und Klasse her das am Abend des gleichen Tages  stattfindende Endspiel der Fussballchampionsleague weit in den Schatten stellte. 

Die Lichtenauer hatten den gegen Sachsen sicher einkalkulierten Sieg akribisch geplant und sogar dem Nachbarverein für eine horrende Summe, zahlbar in Strömen von Bier, das Heimrecht abgekauft. Auch die Aufstellung beinhaltete die creme de la creme des Lichtenauer Tennissports, so dass die Sachsener mit einer gehörigen Portion Muffensausen angereist waren.

Beispielgebend dafür war zum Beispiel die Tatsache, dass die nach eigenen Aussagen unumstrittene Nummer 1 der gesamten Nordliga 3, Ralf Geißelbrecht, ein Bär von einem Mannsbild beim Anblick seines Kontrahenten Chrissie Unger einen weithin sichtbaren feinschlägigen Fingertremor entwickelte. In Fachkreisen wird vermutet, dass dieser sein Geheimrezept beim zweiten Aufschlag ist, denn so verdreht und kopernekisch wegspringend wie dieser Schlag ist, kann es keine andere Erklärung geben. Christian beschäftigte Ralf ordentlich, ohne dabei die ungeliebte Brille verhindern zu können. Dass Ralf bei diesem klaren Ergebnis laut seines Gegners nur 3 Winner geschlagen haben soll, muss wohl zu den derzeit weltweit kursierenden fake news gezählt werden. Zu erwähnen ist noch die bemerkenswerte Selbstkontrolle unserer Nummer 1, denn Christian verließ das Spielfeld mit 2 intakten Schlägern.

Abteilungsleiter Andy Höfner bekam es mit Philipp Freitag zu tun, einem feinen Techniker mit sicheren Grundschlägen. In der Aufarbeitung des 3:6/3:6 aus Andys Sicht konnten zwei Hauptfaktoren für diese unerklärliche Niederlage gefunden werden. Zum Einen schien der Lichtenauer nach der ultraharten Übungseinheit vom Vatertag, wo andere junge Männer fröhlich feierten, während sich die Lichtenauer einem unmenschlichen Training unterzogen, körperlich noch nicht wieder auf der Höhe. Zum anderen fehlte an diesem Tag auch die mentale Stabilität, denn wie wäre es sonst zu erklären, dass ein nach dem ersten Satz erfolgtes Coaching durch eine zufällig anwesende Weltklassespielerin ein rasches 0:3 zur Folge hatte und erst als sich die frustrierte Trainerin ebenso vergeblich um den nächsten Protagonisten kümmerte Andy wenigstens noch einen Achtungserfolg mit einem erneuten 3:6 erzielte.

Jener Protagonist war der für seine akribische Vorbereitung bekannte Marco Scheuerlein, seines Zeichens Oberschiedsrichter, Vereinsmeister 2022, LK-Turnierleiter und Bespannungsexperte. Von der Theorie her war Marco auf Florian Hochreuther bestens eingestellt, kannte alle Schwachpunkte seines Gegners und hätte nur noch seinen Matchplan durchbringen müssen. Daran haperte es leider, denn warum Marco die Rückhand nur ängstlich slicte anstatt sie, wie er es kann, kraftvoll beidhändig durchzuziehen, warum er in Rücklage seine Vorhände ins Nirgendwo schlug und warum er bei Überkopfbällen den Rahmen statt der Bespannung einsetzte—all das blieb ein Rätsel. Flo hielt stoisch den Ball im Spiel und musste für sein 6:2/6:0 gar nicht viel selber machen.

Zum Glück für Thomas, dessen Nachtschlaf aufgrund eines drohenden Einsatzes in der Startruppe für den Fall dass es Ralf nicht rechtzeitig aus Neuseeland nach Hause geschafft hätte, von Albträumen gestört war, stand die Nummer vier zwar vom langen Flug etwas gerädert, übermüdet und unter einer nicht unerheblichen Zeitverschiebung leidend pünktlich auf dem Court. Dass er diese Strapazen auf sich nahm ist aller Ehren wert, Andreas Jelinek vermieste ihm aber gründlich die Freude am Tennis, denn was unser Ralf gar nicht mag, das spielte der Sachsener ganz geschickt. Mit hohen,  weichen Bälle provozierte er früher oder später einen fulminanten Vorhandschlag von Ralf, der beim Baseball unter der Bezeichnung „Homerun“ geführt wird, das heißt er verfehlte knapp die Grundlinie. Nach einem 1:6 kämpfte sich der Lichtenauer nochmals zurück aber Andreas behielt mit 6:4 auch im 2. Durchgang die Oberhand.

Erst Mannschaftsführer Markus Bischoff gelang es gegen Simon Klaiber wenigstens mal an einem Satzgewinn zu schnuppern. Simon schlug echt stark auf und strahlte auch eine Bierruhe aus während Ballack zuweilen zu hektisch agierte und seine sonst so präzisen Angriffsschläge auf die Rückhand des Gegners nur sehr halbherzig durchzog. Dazu versuchte er meist erfolglos Hochgeschwindigkeitsaufschläge und musste so meistens über den zweiten Aufschlag gehen, den ihm Simon dann humorlos um die Ohren haute.  Nach einem unglücklichen 6:7 folgte ein 3:6, was schon den Gesamtsieg der Sachsener bedeutete.

Der MVP des Spieltages aus Lichtenauer Sicht war völlig unerwartet Nachwuchshoffnung Daniel Frick. In Satz eins jammerte er noch unaufhörlich über seine Streuung bei den Schlägen und hatte oft spektakuläre Ideen im Kopf wobei es an deren praktischer Umsetzung aufgrund noch nicht ganz ausgereifter Technik oft mangelte. Stark aber, wie er das subtile Coaching eines Akteurs der Herren 60 annahm und nach einem 2:6 seine Spielweise anpasste. Zwar machte er weiterhin leichte Fehler, traute sich aber immer öfter seine Grundschläge energisch durchzuziehen und läuferisch macht ihm sowieso keiner etwas vor. Sonja konnte stolz sein, wie ihr Brüderchen ins Match zurückfand und Michael Patzelt in den Matchtiebreak zwang. Der Sachsener erkundigte sich vorsichtshalber vor Beginn noch einmal nach dem Procedere eines solchen Entscheidungssatzes. Thomas erklärte ihm, dass üblicherweise der Heimspieler einen 5:0 Vorsprung habe und Michael setzte dies gekonnt um. Diesen 5 Punkten lief er dann vergeblich hinterher und mit einem geschnittenen Aufschlag von Daniel, den man so nicht lernen kann sondern der einem in die Wiege gelegt sein muss, war der einzige Einzelpunkt der Lichtenauer perfekt.

Daniel setzte an der Seite von Ralf gleich noch einen Doppelsieg drauf. Mit 7:6/6:1 fegten sie Simon und Michael förmlich vom Platz und Ralf hämmerte sich dabei seinen gesamten Einzelfrust so von der Seele, dass für seine Überkopfbälle nach dem Absprung sogar der Zaun zu niedrig war.

Auch Marco und Markus lieferten gegen Andreas und Flo einen grossen Kampf ab. Insbesondere Marco überzeugte mit heldenhaftem Einsatz. Sein zartrosa Trikot trug unübersehbare Spuren seines Siegeswillens denn zweimal strauchelte er beim Versuch an sich unerreichbare Bälle doch noch zu bringen und mit seinen sehenswerten Netzattacken entlockte er selbst dem abgebrühten Markus immer wieder begeisterte Ausrufe. Leider zeigten sich die Sachsener als schlechte Gäste und entführten mit 6:4 und 7:6 auch diesen Punkt.

Chrissie und Andy ging es auch nicht besser, denn das 5:7/2:6 gegen das Spitzendoppel des FC war zwar ein Achtungserfolg, mehr leider auch nicht.

Wie toll der Sport Menschen zusammenführt belegt wohl das gesellige Beisammensein nach den aufreibenden Matches. Chrissie schwankte zwischen dem Wunsch den in ein schmuckes rosa Leibchen gewandeten Ralle immer wieder herzlich zu umarmen und ihm andererseits das Genick zu brechen. Daniel genoß seine Rolle als „winner of the day“ . Ralf holte sich mit endlich wieder deutschem Bier die nötige Bettschwere und auch alle anderen Anwesenden sorgten dafür, dass die Biervorräte rasch weniger wurden. Es wird wohl ein Geheimnis der 1. Herren bleiben, warum ausgerechnet die treuesten der treuen Fans, Erwin und Thomas als Versuchskaninchen herhalten mussten um ein Dosenbier mit dem vielversprechenden Namen „Kotzel“ zu verkosten. Damit vergrault man seine Anhänger unter Umständen auf Dauer. Wäre nicht Biancas überragende Käsesahnetorte gewesen, wer weiß ob unser Herrenteam in Zukunft nicht vor leeren Rängen spielen würde.

Jungs-grämt euch nicht. Während eure spielerische Entwicklung noch vor euch liegt  haben die Sportfreunde aus Sachsen ihren Zenit schon überschritten. Die Zeit arbeitet für euch !