Auswärtsspiel in Ansbach

Verfasst am 14 Jul 2025 von Thomas Altrock

Tennis Herren Nordliga 3 TSV 1860 Ansbach II:TSV Lichtenau 2:7

Aufgrund persönlicher Anwesenheit bei den meisten der Begegnungen ist es dem Verfasser dieser Zeilen möglich ohne jede Form von fake news unverfälscht über den Verlauf des letzten Spieltags der Lichtenauer Tennisherren der Sommersaison 2025 zu berichten.

Gleich beim Treffen zur Abfahrt überstellte der soeben aus China zurückgekehrte Ralf Eberhardt seinem Mannschaftsführer Markus Bischoff eine mit geheimnisvollen Schriftzeichen versehene Tüte. Laut seiner Aussage sei der Inhalt ein legales Stärkungsmittel aus dem Reich der Mitte mit dem geheimnisvollen Namen „Ente Ingwer“. Markus wirkte wenig begeistert, obwohl ihm Ralf die Vorzüge dieser exotischen Speisung in den höchsten Tönen anpries. Von 20 Gramm reinem Protein pro Stückchen Trockenfleisch war die Rede sowie von positiven Effekten in Bezug auf die Fortpflanzungsfähigkeit. Selbstlos, wie er eben ist, übergab Markus das großherzige Geschenk noch am Abfahrtsort seinem Kumpel Andy, angeblich als Dank für von diesem erhaltenen Kirschen, wohl aber eher aufgrund der prognostizierten Wirkungen. Er vergaß auch nicht explizit auf den hohen Proteingehalt der Ware hinzuweisen.

Solchermaßen vorbereitet fuhr die Truppe in die Regierungshauptstadt, wo die Ansbacher schon hochmotiviert bis in die Fingerspitzen auf die Spielpartner warteten. Glücklicherweise konnte Lichtenau in Bestbesetzung antreten, denn auch der vor Wochenfrist verletzte Andy Höfner hatte einen Härtetest zwei Tage vorher gegen eine überregional bekannte Weltklassespielerin mit Bravour bestanden, so dass sich Notnagel Thomas aufs Coaching verlegen konnte. Es starteten die Spiele 2/4 und 6.

Andy bekam es auf 2 mit Basti Böhringer zu tun, der die Lichtenauer Kinder trainiert und der entschlossen war, als Mannschaftsführer sein Team in Führung zu bringen. Er hatte aber nicht mit Andys Willenskraft gerechnet, denn obwohl im Adduktorenbereich links massiv getaped schonte sich der Lichtenauer Abteilungsleiter nicht. Bei manchen Sprint zu scheinbar unerreichbaren Bällen war ihm der Schmerz ins Gesicht geschrieben und nach einem 6:3 begann er im 2. Satz kurz zu wackeln. Basti witterte Morgenluft, aber sein kurzes Aufbäumen erstickte der bärenstarke Lichtenauer mit Kampfgeist und unbedingtem Siegeswillen. Endstand 6:3/6:2.

Ralf Eberhardt kreuzte mit Luca Kisieleski die Klingen. Dieser hatte die Angewohnheit jeden 2. Aufschlag von unten zu machen, was Ralf aber zunächst nicht zu nutzen wusste. Er, der Haudrauf in Person, liebt es an sich auf druckvolle Bälle aggressiv reagieren zu können, mit Lucas bedächtigem Sicherheitsspiel hatte er aber seine Probleme. Obwohl es seiner Natur absolut zuwider lief versuchte er sich dem weichen, langsamen Spiel anzupassen und zwang sich innerlich kochend zu Geduld. Lohn war ein 6:4 in Satz 1.  Danach verließen die beiden Coaches Thomas und Sunny kurz die unbequeme Beobachterbank um auch andere Spieler zu supporten und mussten bei Rückkehr zu Ralfs Begegnung ungläubig auf ein 0:4 aus seiner Sicht auf der Anzeigetafel schauen.  Aber siehe da-kaum war die moralische Unterstützung wieder gegeben bewies Ralf seine Nervenstärke und feierte mit 6 Spielen in Folge den zweiten Lichtenauer Sieg.

Den dritten ließ Markus Rotzoll, unsere Nummer 6, folgen. Dieser „Iceman“ ist mit nichts aus der Ruhe zu bringen und längst ein unverzichtbarer Bestandteil des Lichtenauer Teams geworden. Mit der Sicherheit eines Jannik Sinner und der Raffinesse eines Carlos Alcaraz scheuchte er den bedauernswerten Marco Ostermann über den Platz, der sich dabei auch noch den Rücken verriß und fortan etwas eingeschränkt war. Nur einer Unkonzentriertheit kurz vor Schluß war es zuzuschreiben, dass Markus keine Brille sonder „nur“ ein 6:0/6:1 verteilte.

Das gleiche Privileg des fast makellosen Sieges war auch Teamkapitän Markus Bischoff vergönnt.  Obwohl sein Gegner Maximilian Kreiselmeyer über saubere Grundschläge mit einem unangenehmen Topspin verfügte und auch sein Aufschlag, wenn er denn kam, eine Granate war, brachte er unseren Markus kaum in Verlegenheit. Mit brillanter Laufarbeit, klugen Tempowechseln und variantenreichem Spiel setzte sich hier überlegene Taktik und spielerische Reife gegen die jugendliche Urgewalt durch.

Auf Eins spielte Chrissie Unger gegen Niklas Brünner, der laut Aussagen eines Ansbacher Insiders an der Schwelle zur ersten Mannschaft steht. Er bewies diese Annahme mit knallharten Aufschlägen und druckvollem Grundlinienspiel.  Christian hielt aber voll dagegen, entschärfte ein Service nach dem anderen und powerte in seiner unnachahmlichen Art zurück. Beim 5:2 schien er klar auf der Siegerstrasse, ehe er unglücklich ausrutschte und sich dabei sein zigmal voroperiertes Knie verdrehte. In der Folge war ihm die unterbewusste Sorge hier durch intensives Laufen eventuell irreversiblen Schaden anzurichten deutlich anzumerken und er verlor 11 Spiele in Folge zum 5:7/0:6.

Bleibt noch über unseren zweiten Invaliden auf Position 4 zu berichten. Marco, seit Wochen an einer Epicondylitis lateralis des Schlagarms laborierend, war von seinem vertrauten Sportarzt schmählich im Stich gelassen worden, indem ihm dieser die Schmerzfreiheit verheißende erneute Lokalinjektion verweigerte und ihm stattdessen eine zwar die gesamte Herren 60 Mannschaft auf höheres Niveau hebende, bei Marco aber gänzlich unwirksame orale Medikation verschrieben hatte. Solchermaßen auf sich alleine gestellt musste er sich am Spieltag die wenigen Reste eines Lokalanästhetikums, dass er sich illegal am Arzt vorbei beschafft hatte, wie ein auf Droge befindlicher Junkie mit der linken Hand in den rechten Ellbogen injizieren, was von vornherein nur der verzweifelte Versuch war, wenigstens einen Placeboeffekt zu erzielen. Zu Marcos Verteidigung sei erwähnt, dass er ganz einfach vom Wunsch beseelt war, seinem Team zu helfen. Gegen Nico Kisielewski versuchte er die Performance eines ehemaligen Vereinsmeisters auf den Platz zu bringen, wer aber jemals mit einem Tennisellbogen einen Ball geschlagen hat, weiß wie höllisch das wehtut und so war Marcos Aufgabe nach einem 1:6 die logische Konsequenz.

Ein Doppel galt es noch zu gewinnen und deshalb wählte Lichtenau die 7er Aufstellung. 

Chrissie und Markus R. harmonieren prächtig auf dem Platz, den wenn der Vulkan Unger auch noch so brodelt, Markus spielt seinen Stiefel davon unbeeindruckt mit absoluter Bierruhe runter und ist so der perfekte Gegenpol zu unserer Dynamitladung, bei der man nie weiß, wann sie hochgeht.

Nach einem 6:4 gegen Basti und Luca verfiel Christian, wie zufällig im Publikum anwesende weibliche Expertinnen berichteten, in eine vermeintliche Lethargie und schien nur noch unbeteiligter Beobachter der um ihn herumfliegenden Bälle zu sein.  In Wirklichkeit brachte er nur sein inneres Karma in Ordnung und war im Matchtiebreak urplötzlich wieder voll fokussiert auf dem Platz. Das 10:4 war ein Statement und ein Sieg der nicht unbedingt zu erwarten aber hochverdient war.

In Doppel 2 musste der MF die schwere Entscheidung treffen, ob ein fußlahmer Andy oder ein teilamputierter Marco an der Seite von ihm selbst die bessere Wahl wäre. Da im Doppel die Laufweg eher kürzer sind, ein Schlagen des Balls aber auch im Doppel bei einer Verletzung weh tut, fiel die Wahl auf Andy. Ein schnelles 6:1 gegen Basti und Nico schien die Aufstellung zu rechtfertigen, ehe es zu einem unerklärlichen Einbruch und einem 2:6 im zweiten Satz kam. Mental stark sicherten sich aber auch diesen Tiebreak die Lichtenauer mit 10:7.

Doppel drei bestand aus Ralf und seinem Nachbarn aus dem Amselweg Thomas. Sie taten sich gegen Max und Marco enorm schwer, da sie eine ganze Zeit brauchten um sich auf die höchst unterschiedliche Spielweise der Beiden einzustellen. Zittern mussten die Lichtenauer beim 5:6 und Aufschlag Marco. Sie breakten aber und der Tiebreak war schnell gewonnen. Zwar schlug Max noch einmal mit all seinem Frust auf und holte sich das 1:0, danach spulten Ralf und Thomas ihr Pensum ab. Aufschlag Thomas, Netzpunkt Ralf—das war in etwa die Marschroute.

Letztlich bedeutete der hohe 7:2 Erfolg den völlig unerwarteten Sprung auf Tabellenplatz 3, obwohl vor der Partie noch der Abstieg in die N4 zur Debatte stand.

Diesen dürfen jetzt stellvertretend die Sportkameraden aus Ansbach antreten.

In der Gaststätte „Zum E“ feierte das erfolgreiche Team noch bis zum obligaten Eintreffen der von einer lieben Nachbarin verständigten Polizei im Freien, der ganz harte Kern dann noch bis kurz nach Mitternacht mit unserer hoch geschätzten Wirtin Anna im Gastraum.