AS. bei Ansbach II
Verfasst am 18 Mai 2023 von Thomas Altrock
Tennis Herren Nordliga 4 TSV Ansbach II : TSV Lichtenau 3:6
Der Aufstiegszug der Herren des TSV Lichtenau in der Nordliga 4 rollt. Und nicht etwa mit dem 49 Euro Ticket sondern als Hochgeschwindigkeitsexpress.
Gegen die Gastgeber aus Ansbach gab es am Feiertag ein klares 6:3.
Marco Scheuerlein hatte gegen Paul Feinauer anfangs seine liebe Mühe. Paul schlug mit viel Kick auf und war, wie alle Linkshänder, einfach unangenehm zu bespielen. Marco mixte recht geschickt scharfe Schläge mit wohldosierten, musste aber trotzdem zittern, weil es ihm nicht gelang, sich entscheidend abzusetzen. Nach seinem Satzgewinn mit 6:4 war dann die Handbremse gelöst. Zwar hatte man manchmal den Eindruck Marco hätte ruhig etwas mehr Risiko gehen können, sein bedächtiger und überlegter Matchansatz war aber letztendlich die richtige Strategie und wurde von einem 6:4/6:1 gekrönt.
Wenig Mühe hatte auf Position 4 Ralf Eberhardt mit Simon Klaiber. Wenn der Ansbacher gut zum Ball stand, waren seine Grundschläge durchaus ordentlich, genauso gut beherrschte er aber die Kategorie unforced errors, was Ralfs Aufgabe erleichterte. Dieser liebt an sich den schnellen, geraden Ball wo er mit seiner eigenen Power antworten kann, die Mondbälle von Simon waren ihm dagegen ein Gräuel und wenn er „mitscheibelte“ war er der Fehlerproduzent. Inzwischen ist er aber taktisch so reif, dann eben das Spiel des Gegners mitzumachen, geduldig auf seine Chance zu warten und bei passender Gelegenheit bissig wie eine Giftschlange zuzubeissen. Sein souveränes 6:1/6:3 bedeutete die 2:0 Führung.
Sein Saisondebüt feierte Kevin Eberhardt als Nummer 6. Dass er dabei gleich einen spanischen Sandplatzspezialisten in die Knie zwingen würde, war nicht abzusehen. San Merlo Alonso, der außerhalb des Platzes mit einem hochfeinem selbstproduzierten Kuchen brillierte, blickte bisher nur auf eine kurze Tenniskarriere zurück, spielte aber zunächst auf Augenhöhe mit Kevin. Auch hier war der Lichtenauer Satzgewinn der Dosenöffner für den finalen Erfolg. Inwieweit das subtile Coaching von Thomas einen Einfluss auf die folgende Leistungsexplosion Kevins hatte sei dahingestellt, jedenfalls war er nicht mehr wieder zu erkennen. Drei Schläge markierten die Highlights von Satz 2. Zwei Stopps im Stile eines Carlos Alcaraz gruben sich unretournierbar auf Alonsos Seite in den Rotgrand und als Gipfel ziselierte Kevin einen scharfen Ball der exakt in seiner Rückhandecke aufsprang mit frappierender Präzision kurz cross als Passierball an seinem Gegner vorbei. Das bedeutete ein beruhigendes 3:0.
Mannschaftsführer Bischoff erhöhte kaltschnäuzig auf 4:0. Maximilian Kreiselmeyer war zwar ein Kraftpaket, was aber auch dazu führte, dass er manchen Schlag ins Aus hämmerte. Ballack, mit der Abgeklärtheit des fortgeschrittenen Alters, blieb ruhig und konzentriert. Auf seine Vorhand ist sowieso Verlass und seine von einem schmierigen Schreiberling ehemals als „elend“ bezeichnete Rückhand hat sich auf das Level „bassd scho“ verbessert. Dieses Gesamtpaket genügte um jederzeit Herr der Lage zu sein und ein klares 6:0/6:2 zu landen.
Coach Chrissie Unger zeigte mal wieder seine Tennisgesichter Dr. Jekill und Mr. Hyde. Auf der einen Seite prächtige Grundschläge, dann wieder Serien von Doppelfehlern oder unmotiviert wirkende „Designershots“, die irgendwo hin segelten, nur nicht in das markierte Viereck des Platzes. Trotzdem schien auch hier beim 6:4 und 5:2 alles für Lichtenau zu laufen. Leider hatte Basti Böhringer etwas dagegen. Auch er hatte keinen optimalen Tag erwischt, aber er blieb konzentriert bei sich. Ab diesem Spielstand beschränkte er sich nur noch darauf, die Filzkugel im Spiel zu halten und somit fehlerlos zu bleiben. Über den Tiebreak erkämpfte er sich den Matchtiebreak und während er die zweite Luft bekam, war diese bei Christian leider raus. Mit 4:10 musste er die Segel streichen.
Den zweiten Punkt für Ansbach holte die Nummer 1, Daniel Raith, wieder so ein ungeliebter Linkshänder. Trotzdem hätte Andi Höfner wahrscheinlich diese Herausforderung erfolgreich bestanden, wenn ihn nicht von Anfang an eine Adduktorenverletzung, die er sich bei der akribischen Trainingsvorbereitung zugezogen hatte, stark gehandicapt hätte. Wie Sandplatzkönig Raffa Nadal biß er die Zähne zusammen und fightete wie ein angeschlagener Boxer. Die Zuschauer konnten den Schmerz förmlich körperlich spüren, wenn er sich mehr humpelnd als laufend zum Ball bewegte und trotzdem blitzte immer wieder seine Klasse auf. Daniel war aber ballsicher genug die somatischen Defizite seines Gegners auszunutzen und alle, die es mit Andi hielten, atmeten auf, als er endlich beim 1:6/0:3 das Match aufgab.
Somit war ein Doppel Pflicht und der Teamkapitän hatte die schwere Aufgabe, unterstützt von der Damen 50 Mannschaftsführerin, die zufällig anwesend war, entsprechende Doppel aufzustellen. Wie es der Zufall wollte, war auch ein auf seinem entspannten Vatertagsfahrradausflug befindlicher Seniorenspieler des TSV anwesend, ein nur in Fachkreisen bekannter Thomas A. Dieser entschloss sich trotz einer drohenden Einstandszahlung, die um Hilfe bettelnden Herren 1 nicht hängen zu lassen. Im Nu verwandelte er sich mit geliehenen Klamotten in einen Klon von Andi. Gegen die Sonne beschirmte eine Baseballmütze des Hauptsponsors von Marc, der Fa. Eberhardt aus Lichtenau, und ein Schläger von Marco vervollständigte die Notfallausrüstung. Solchermaßen ging es mit Marco ins Einserdoppel. Die beiden harmonierten wie ein altes Ehepaar (ein Teilnahme auf der ATP Tour ist angedacht). Währen Thomas sicher aufschlug machte Marco am Netz einen Punkt nach dem anderen und glich mit immensem Aktionsradius die läuferischen Defizite seines Partners aus. Beim 6:3 und eigener Führung kam von Platz 3 die Meldung, dass dort Markus und Ralf ihre Pflichtaufgabe äußerst seriös mit 6:3/6:1 erledigt hatten, was den Druck von Marco und Thomas nahm. So war es zu verschmerzen, dass Christian und Kevin ihr Doppel abgeben mussten und der Sieg von Doppel 1 mit 6:3/6:4 war die Kirsche auf der Sahnetorte.
Nun kann der FC Heilsbronn am Sonntag ruhig kommen. Die Lichtenauer gehen mit breiter Brust in ihr nächstes Heimspiel.
Das hochdynamische Einserdoppel bereit für den gnadenlosen Return bzw. Netzpunkt.