Damen 50 Auswärtsspiel gegen TVA Aschaffenburg
Verfasst am 18 Mai 2019 von Thomas Altrock
Tennis Damen 50 Bayernliga. TVA Aschaffenburg : TSV Lichtenau 4:5
Die Lichtenauer Tennisdamen 50 haben ihre erste echte Nagelprobe der Saison mit Bravour bestanden. Obwohl das Team auf die etatmäßige Nummer 2 Uta Altrock aus privaten Gründen verzichten musste und auch Brigitte Mohr krankheitsbedingt angeschlagen war, entführten die Spielerinnen aus dem Marktflecken die Punkte aus der Stadt mit knapp 70.000 Einwohnern.
Dabei sah es zu Beginn so gar nicht nach einem möglichen Erfolg aus, den Mohr hatte durch einen schweren Infekt nicht die Kraft, ihr übliches druckvolles Spiel aufzuziehen. Sonja Niesar nutze das mit platziertem Spiel humorlos aus und nach einem 0:6 in Satz eins und einem nochmaligen kurzen Aufbäumen musste Mohr beim 2:3 ihr Match aufgeben.
Wenig besser lief es bei Marie-Luise Neubauer. Optisch war sie mit Heidi Weber auf Augenhöhe, kam aber erst nach einem 1:6 besser ins Rollen und wären ihr nicht einige „unforced errors“ wie bei der Chance das 5:5 zu machen unterlaufen, hätte sie ihr Spiel durchaus noch drehen können. So gab es stattdessen das 4:6 und schon den 2. Punkt für Aschaffenburg.
Zum Glück hatte die Nummer 4, Heidi Czech, einen Sahnetag erwischt. Wieselflink erlief sie jeden Stopp von Renate Möser und punktete stattdessen sogar ihrerseits. Auch an der Grundlinie bewegte sie sich ausgezeichnet und zog immer wieder mutig ihre scharfe Vorhand durch. Warum sie beim Stand 6:2/5:0 plötzlich ihre Linie komplett verlor, bleibt eines der grossen Rätsel, die der Tennissport immer wieder parat hat. Möser nutzte Czechs Blackout gnadenlos aus und holte vor allem über ihre starke Rückhand bis zum 5:6 auf. Es spricht für die Klasse der Lichtenauerin, dass sie sich selbst nochmals entscheidend motivieren konnte. Sie spielte nur noch die schwächere Vorhand ihrer Kontrahentin an und ihr 7:6 im Tiebreak des 2. Satzes war für das gesamte Team eine Art Weckruf.
Die Topspielerin Kerstin Sticha tat es ihrer Mannschaftskameradin gleich. Sie verschlief zunächst den 1. Satz nahezu komplett, spielte zu verhalten und wurde von Hildegard Ullrich immer wieder ausplatziert. Wie zuvor Czech raffte aber auch Sticha sich zu einer Energieleistung auf. Plötzlich war sie wie ausgewechselt, besann sich auf die eigenen Stärken und war nach ihrer Aufholjagd auch mental stark genug, den Tiebreak für sich zu entscheiden. Danach ließ sie Ullrich nicht mehr den Hauch einer Chance und fegte sie mit 6:0 förmlich vom Platz.
Auch Gerlinde Bischoff meinte es spannend machen zu müssen. Obwohl sie den technisch gewöhnungsbedürftigen Schlag von Christine Dillmann problemlos lesen und entsprechend reagieren konnte fing sich nach einem souveränen 6:1 im 1. Durchgang nach einer 4:1 Führung im nächsten Satz plötzlich an, ihre Vorhand nicht mehr zu schlagen sondern drucklos übers Netz zu schieben. Ob diese Unkonzentriertheit, wie auch die unübersehbaren Schwächephasen in einigen Matches ihrer Mitspielerinnen mit der am Vortag gelaufenen Geburtstagsfeier ihrer Mannschaftsführerin in ursächlichem Zusammenhang standen, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen. Jedenfalls hatte Bischoff urplötzlich alle Hände voll zu tun, sich in den Tiebreak zu retten. Hier spielte sie frech nach dem Motto: „Hopp oder Top“ und entschied diesen mit 7:0 für sich.
Vorentscheidend war damit die Partie von Irmi Weinmann gegen eine starke Brigitte Neubauer. Den 1. Satz holte sich Weinmann hochkonzentriert mit fehlerarmen Grundschlägen nahe an die Linie. Doch dann erweckte es den Eindruck auch sie wolle ihren Teil dazu beitragen, den Spannungsbogen weiter in die Höhe zu schrauben. Sie agierte übernervös und verlor nicht nur ihre Sicherheit sondern nach zahlreichen eigenen Fehlern auch Satz 2. Der Matchtiebreak war dann nichts für schwache Nerven. Weinmann lief lange einem Rückstand hinterher, aber da sie um die Bedeutung ihres Ergebnisses wusste, mobilisierte sie physisch und psychisch die letzten Reserven. Ihr 10:8 schuf eine glänzende Ausgangsposition für die Doppel.
Und trotzdem war auch hier wieder Zittern angesagt.
Für Bischoff/Sticha gab im es 1er Doppel nichts zu erben. Zu dominant waren Niesar/Ullrich bei ihrem 6:2/6:3 Erfolg.
Etwas besser schlugen sich Kronberger/Neubauer in Doppel 3. Sie harmonierten bereits besser als noch vor Wochenfrist und hatten es in beiden Sätzen durch kluge Lobs, konsequente lange Grundschläge und ihre Antrittsschnelligkeit bei gegnerischen Stopps in der Hand, ihren ersten gemeinsamen Sieg anzupeilen. Logischerweise waren an einem solchen auch Dillmann/Neubauer interessiert und mit ihrem 6:3/6:4 stellten sie das Gesamtergebnis wieder pari 4:4.
Wer nun gedacht hatte, eine Steigerung der Intensität zu den Einzeln wäre nicht mehr möglich wurde in Doppel 2 eines Besseren belehrt. Czech/Weinmann lieferten sich mit Happek/Möser einen brutalen Abnutzungskampf. Um jedes einzelne Spiel wurde verbissen gefightet und die Führung wechselte ständig hin und her. Aschaffenburg, in der Vorwoche bereits Flügelrad Nürnberg mit 4:5 unterlegen, wollte den Sieg um jeden Preis, Lichtenau war aber nicht bereit Gastgeschenke zu verteilen. Immer wieder pushten sich Czech und Weinmann gegenseitig an ihre Leistungsgrenze und machten ihrer Mannschaftsführerin nachträglich mit dem 6:4/7:5 ein tolles Geburtstagsgeschenk.
Bereits am nächsten Wochenende kommt es in Lichtenau zum Aufeinandertreffen mit dem Neuling VFL Wunsiedel, der zuhause Marktheidenfeld mit 5:4 geschlagen hat.