Auswärtsspiel in Roßtal
Verfasst am 17 Jul 2021 von Thomas Altrock
Tennis Herren 60 Bezirksklasse 1 TC Roßtal : TSV Lichtenau 6:3
Jahre ist es her, dass die Teams aus Lichtenau und Roßtal sich gegenüberstanden aber beim Wiedersehen am 17.Juli 2021 erinnerten wir uns sofort wieder an den ein oder anderen grossen Fight in der Vergangenheit.Dabei war die Anreise erschwert, denn das Führungsfahrzeug, pilotiert von Eddi, bog vor Ort in einen ebenso menschenleeren wie tennisplatzlosen Parkplatz ein. Das Folgefahrzeug mit Anreiseexperten wie Thomas, Leo und Ali besetzt ließ sich nur kurz irritieren und fuhr nach einer souveränen Platzrunde zielstrebig die naheliegende Tennisanlage des TC Roßtal an. Nach einer unerklärlichen weiteren Irrfahrt tauchte Eddi dann doch noch mit seiner Besatzung aus Fritz, Dieter und Radi auf. Anstatt seinen kapitalen Fehler zuzugeben und klaglos die fällige Vertragsstrafe abzudrücken verstieg er sich in kruden Argumentationen die in der Aussage gipfelten, das Folgefahrzeug habe "den Konvoi verlassen", was bekanntermaßen strafbewehrt sei. Er übersah dabei, dass wir keine Lemminge sind, die hirnlos den Anführern folgen und sich ins Meer stürzen. In dieser Angelegenheit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Zum Sportlichen:
Trotz ungünstiger Wetterprognosen blieb es den ganzen Nachmittag über trocken und der bedeckte Himmel und ein leichter Wind schafften optimale Bedingungen für unseren Ali.
Er hatte es auf Position zwei, Thomas war ja verletzungsbedingt nicht aktiv, mit Klaus Petsch, einem alten Bekannten zu tun. Dieser hatte zur Vorbereitung akribisch Weintrauben halbiert und damit Käsebrote garniert und ein ähnlich feines Händchen hatte er auch auf dem Platz. Er bewegte sich nur soviel wie unbedingt nötig, hatte aber jederzeit den Überblick, wohin er den Ball mit seiner akkuraten Technik platzieren musste. Bis Ali richtig ins Spiel fand, war Satz 1 mit 1:6 verloren. Dann wurde der Lichtenauer mutiger und traute sich auch mal aggressiver zu attackieren. Lohn war ein wesentlich engeres Match und hätte Ali nicht manchmal überpowert wäre vielleicht ein Satzgewinn möglich gewesen. Dem stand aber auch die schnelle Crossvorhand von Klaus im Weg, der mehrmals gute Angriffsbälle von Ali damit brillant parierte. Insgesamt aber eine starke Leistung von Ali auf der ungewohnten Position.
Dieter stand leider gegen Gerhard Werner auf verlorenem Posten. Licht und Schatten wechselten bei ihm im Minutentakt. Mal gestaltete er längere Ballwechsel ausgeglichen, dann verschlug er wieder leichte Returns oder stand falsch zum Ball aber seine Teamkameraden erfüllt es immer wieder mit Freude, dass unser Dieter weiter bei uns ist und alles gibt ohne sich jemals zu beklagen, dass er nicht mehr ganz an seine frühere Form anknüpfen kann. Er ist aber für uns alle ein Vorbild, mit welch unbändigem Willen er sich wieder auf den Tennisplatz zurückgekämpft hat.
Das Highlight des Tages war Eddis Einzel gegen Dr. Frank Jungnickel, obwohl sich unser frischgebackener 70-jähriger seelisch nach eigener Auskunft auf 10 Euro für die Mannschaftskasse eingestellt hatte, da er klare Klatschen in Einzel und Doppel einkalkuliert hatte. Frank war Eddi an Körpergrösse und Reichweite weit überlegen, was dieser aber mit läuferischem Einsatz und Willenskraft kompensierte. Satz eins war ein ständiges Breakfestival, das seinen Höhepunkt beim 4:5 gegen Eddi fand. Zuerst wehrte er zwei Matchbälle ab und sah den nächsten Schlag von Frank knapp im Aus. Sportlich fair korrigierte er aber nach Intervention seiner Mannschaftkameraden von außen seine Entscheidung. Selbst dieser Nackenschlag warf Eddi an diesem Tag nicht aus der Bahn sondern er wuchs mental über sich hinaus, erzwang das 5:5 und machte dann mit 7:5 den Sack zu. Damit war der Widerstand von Frank gebrochen und Eddi spielte fortan wie von einem anderen Stern. Er zog Vor- und Rückhand durch, rückte entschlossen ans Netz vor und vollstreckte jede Chance eiskalt. In dieser Form hat man ihn lange nicht gesehen aber heute hat er bewiesen, wozu er an einem guten Tag und einem furchtlosen Performance in der Lage ist. Leider blieb ihm die Krönung des 6:0 versagt, da Frank mit einem Zwicken im Adduktorenbereich beim 5:0 für Eddi das Handtuch warf, dieser avancierte aber mit seinem Auftritt zum MVP des Spieltages.
Derweil entwickelte sich im 1er Einzel ein ungewöhnliches Match. Rolf Sprenger, Leos Partner ist für unsere Spielklasse mindestens 2-3 Spielklassen zu gut. Spielerisch war er so stark, dass er fast immer richtig zum Ball stand, dabei noch genug Zeit hatte sich einen Überblick über die Spielsituation zu verschaffen und dann in der Regel mit seiner gnadenlosen Vorhand zentimetergenau punktete. Leo hielt tapfer dagegen, da Rolf aber etwas angeschlagen war, vermied er lange Ballwechsel sondern kürzte permanent mit Winnern ab. Beim Service schlug er konstant gleich auf und man hatte den Eindruck, dass er das Match als Aufschlagtraining betrachtete, denn auch bei drei Doppelfehlern in einem Spiel wich er von dieser Linie nicht ab. Dabei kam er nie arrogant und überheblich rüber, sondern er hatte immer ein Lächeln oder ein lobendes Wort, wenn Leo ein guter Schlag gelang und beide hatten an diesem ungleichen Schlagabtausch ihren Spass. Insgesamt drei Spiele verdiente sich Leo redlich und nach seinem ersten in Satz zwei jubelte er ausgelassen, weil er ein 0:6 und damit eine Strafzahlung vermieden hatte.
Diese wurde leider bei Radi fällig, der gegen Mannschaftsführer Bernd Fröhlich gar nicht in Tritt kam. Obwohl Bernd nicht mehr optimal zu Fuß ist, reichte seine technische Klasse aus, Radi weit in der Defensive zu halten, so dass dieser kaum Druck ausüben konnte. Zudem hatte Bernd als Verantwortlicher die Linien auf den Roßtaler Plätzen selbst verlegt und seine Bälle wurden von diesen wie magisch angezogen was Radi an so manches frühere Match gegen unseren Freund Werner erinnerte, der als sogenannter „Bandlkönig“ ähnlich präzise gespielt hatte. Nicht einmal mehrere 40:0 oder 40:15 Führungen konnte Reinhold nutzen und sprach hinterher selbst von einem gebrauchten Tag.
Fritz sorgte für den zweiten Einzelsieg. Zunächst spielte er, klar analysiert von Eddi eine „ziemliche Scheiße“, will heißen er produzierte Fehler am laufenden Band. Helmut als eine Art Cyborg mit einer Knietotal- und einer Knieteilprothese ausgestattet lief flüssig nach jedem Ball und nach einem schnellen 0:6 gab kaum jemand noch einen Pfifferling auf eine Spielwende. Doch alle hatten die Rechnung ohne Fritz gemacht. Ein Raunen ging durchs Publikum und der bewundernde Ausruf: „Der macht ja gar keine Fehler mehr!“ beschreibt das Geschehen zutreffend. Fritz hielt den Ball im Spiel, punktete sogar ganz gegen seine Art gelegentlich direkt und zwang Helmut zu einem solchen Laufpensum, dass dieser leider beim Stand von 2:5 mit einer Oberschenkelzerrung passen musste.
Drei Doppel zu gewinnen war illusorisch, da Rolf wohl auch alleine gegen zwei von uns Lichtenauern gewonnen hätte, deshalb tüftelte Thomas eine Aufstellung aus, bei der bewusst Ali und Dieter im Einserdoppel „verheizt“ wurden. Diese fügten sich mit herausragendem Teamgeist dem ihnen zugedachten Schicksal und machten ganz einfach das Beste daraus. Locker und und mit enormer Spielfreude stellten sie sich gegen Rolf und Klaus und diese konnten nicht umhin ab und zu zu schmunzeln, wenn Ali .“jetzt aber, das ist unser Punkt!“ rief oder sich Dieter über einen schönen Reflex am Netz freute. Zwei ehrliche Spiele erkämpften sich Dieter und Ali und einem dritten stand nur ein Netzroller im Wege.
Problemlos erfüllten Fritz und Leo ihre Aufgabe in Doppel 2. Prächtig harmonierend hielt Fritz mit Engelsgeduld die Bälle im Spiel bis Leo die Chance bekam per Volley abzuschliessen, was er kaltschnäuzig und rigoros tat.
An sich war auch in Doppel drei mit Eddi und Radi ein Lichtenauer Sieg der Plan aber Thomas psychologische Fähigkeiten sind halt nur rudimentär und er hatte die Sensibilität seiner Spieler unterschätzt, denn beide zerbrachen an dem unbewusst vom Mannschaftsführer aufgebauten Druck. Zumindest war dies nach einer Energieleistung in Satz eins, wo beide sich im Tiebreak durchsetzten, sich danach aber sang- und klanglos mit 0:6 in den Matchtiebreak begeben mussten, die profane Erklärung. Im MTB lagen sie hinten, dann wieder in Front, dann wieder hinten und letztlich kam es beim 9:9 zum Showdown. 10:9 für Roßtal, dann ein Ballwechsel bei dem Radi an sich einen Netzball clever kurz nach außen platzierte den der Linkshänder Raimund Grotthoff aber mit einer Energieleistung erlief und so übers Netz schaufelte, dass Eddi gezwungen war den Ball aus der Luft zu nehmen . Von seinem Racket segelte er ins Aus und das spannende Match ging an Roßtal.
Das gemeinsame Essen war der Höhepunkt des Tages, denn Bernd hatte saure Zipfel mit, ich zitiere wörtlich:“ 1,5 Liter Silvaner“ und reichlich Zwiebel zubereitet, die allen auf das Köstlichste mundeten. Abgerundet von Bier und einem Apfelschnaps schwadronierte man über die Matches, die Chancen der Zweitliga Fussballteams in der anstehenden Saison und worüber Männer halt sonst noch so reden.
Prinzipiell ist Roßtal auf dem Weg in die Bezirksliga, wo das Team aufgrund seiner Spielstärke an sich auch hingehört, der Spielführer machte Lichtenau aber Hoffnungen auf einen freiwilligen Verbleib in der Bezirksklasse und damit eventuell auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr in Lichtenau, wo wir uns dann für die erlebte Gastfreundschaft revanchieren könnten.
Die Ergebnisse:
Einzel:
Sprenger/Meier 6:1/6:2
Petch/Ahmadpur 6:1/6:3
Fröhlich/Blach 6:2/6:0
Gerhard/Mohr 6:1/6:0
Klefenz/Fersterra 6:0/2.5 w.o. Klefenz
Dr. Jungnickel/Heyder 5:7/0:5 w.o. Dr. Jungnickel
Dieter furchtlos bereit zum Kampf im Einserdoppel
Doppel:
Petsch-Sprenger/Ahmadpur-Mohr 6:0/6:2
Fröhlich-Gerhard/Fersterra-Meier 2:6/2:6
Grotthoff-Dr. Jungnickel/Blach-Heyder 6:7/6:0/11:9
Wenn das keine Motivation ist schnell das Doppel zu beenden