Auswärtsspiel in Sachsen

Verfasst am 25 Jun 2023 von Thomas Altrock

Tennis Herren 60 Nordliga 2 FC Sachsen:TSV Lichtenau 5:1

Dank kräftiger Mithilfe der Tennisfreunde aus Sachsen ist es den Lichtenauern am gestrigen Samstag bei herrlichstem Tenniswetter in Sachsen gelungen, dass seit der Tabellenführung drohend über ihnen schwebende Aufstiegsgespenst zu vertreiben.
Die Sachsener, bei denen der Stachel von zwei Niederlagen bei den letzten Aufeinandertreffen tief saß, hatten an Spielern alles aufgeboten, was Rang und Namen hatte. Sogar Hermann Kapfer, nordbayrischer Herren 70 Meister, war sich nicht zu schade, vom Tennisolymp in die Niederungen der Nordliga 2 herabzusteigen um mitzuhelfen, den Spielern aus dem Nachbarort die Grenzen aufzuzeigen.
Etwas Zoff gab es beim Match zwischen Leo Meier, der einer Strafzahlung wegen zu spät kommen nur dadurch entging, dass er vorgab rechtzeitig seine Tennistasche im Sportheim platziert zu haben, wofür es allerdings keine Zeugen gibt, und Uli Fischer. Nach ruhigem Beginn und einer schnellen Führung von Uli diskutierten die Beiden um einen von Leo „Aus“ gegebenen Ball, einigten sich dann aber auf zwei neue Bälle. Ab diesem Moment gab es immer wieder Nachfragen der Kontrahenten bezüglich Entscheidungen, die Stimmung wurde immer hitziger aber letztlich setzte sich der sportliche Aspekt durch und Uli setzte sich mit 6:1/6:4 durch. Beim abendlichen Essen kündigte der Sachsener an, dass er mit Leo noch einmal ausführlich die Geschehnisse bereden wolle. Die Empfehlung lautet meinerseits einen Ombudsmann einzuschalten, dann an einen neutralen Ort wie die Schweiz zu reisen und dort bei einem Kaltgetränk alle Animositäten auszuräumen, denn wir wollen ja nicht nach dem Motto: „Je oller desto doller“ Tennis spielen, sondern zum Spass.
Friedlicher ging es zwischen dem amtierenden Gemeinderat Erwin und dem Exbürgermeister Hilmar zu. Wie es sich unter Politikern gehört, wurde hier mit feiner Klinge gefochten und der gegenseitige Respekt war zu jeder Sekunde spürbar. In der Spielanlage ähnelten sich beide, denn es ist nicht ihr Ding das Spiel zu machen, sondern das des Gegners gnadenlos zu zerstören. Erwins Pech war, dass seine sonst so effektiven fiesen kurzen Bälle oft im Netz landeten, was ihn verunsicherte und seine Fehlerquote ansteigen ließ. Hilmar dagegen packte seine ganze in Jahrzehnten im Stahlbad verschiedener Ligen gewonnene Routine und Erfahrung aus. Seine linke Klebe schob er entweder präzise dorthin, wo es Erwin weh tat oder er ließ den Schlagarm blitzschnell nach vorne schnellen um punktete auf diese Weise. Sein 6:3/6:4 war verdient und obwohl Erwin mit sich selbst haderte wird er aus diesem Match seine Schlüsse ziehen um in Zukunft Gegner vom Kaliber eines Hilmar zu schlagen.
Im Duell der beiden Einser erteilte der „Tennisgott“ Hermann dem kleinen Amateur Thomas eine kostenlose Lehrstunde. Hermann spielt in dieser Altersklasse auf einem bewundernswerten Level. Wie er mit seinem Rückhandslice punktgenau den Gegner ausspielt, seine Stopps mit der Präzision einer Maschine setzt und jederzeit Herr der Lage ist, verdient neidlose Anerkennung. Thomas blieb nur die Rolle des staunenden Sparringpartners und schon während des Matches machte er sich Gedanken ob seine sportliche Zukunft eher beim Golf oder beim Dart liegen wird. Nur dumm, dass er sich gerade eine neue Tennistasche zugelegt hat und damit gezwungen ist, diesen Sport zum Zwecke der Amortisation derselben noch einige Zeit zu betreiben.
Wenigstens konnte Holger im Match gegen Josef Einzinger die Lichtenauer Fahne hochhalten. Ein Duracellhase würde bei Holgers Laufleistung vor Neid erblassen, diese ist gegen einen „Marathonmann“ wie Josef aber Grundvoraussetzung für den Sieg. Mit einer Engelsgeduld spielte Holger nahezu fehlerfrei und wartete bei den elend langen Ballwechseln geduldig ab, bis Josef verschlug. Dieser gab alles, konnte an diesem Tag aber nachvollziehen, was Thomas erlebt hatte, denn Holger gestattete ihm nicht einen einzigen Spielgewinn.
In den Doppeln mixte Lichtenau kräftig durch. Thomas erlebte hier an der Seite von Radi das nächste Debakel, denn so wie von den bayerligaerfahrenen Friedel und Hermann Kapfer wurden sie in ihrer langen gemeinsamen Doppelkarriere noch nie hergespielt. 0:6/0:6. Einige Male hatten sie die Chance auf einen Spielgewinn aber entweder verhinderte dies ein Platzfehler, dann wieder spielte Hermann einen Longlinepassierball vom anderen Stern oder Friedel jagte Radi mit seinem Topspin ins Fangnetz. Nur der Abneigung von Radi gegen den Golfsport ist es zu verdanken, dass Thomas weiter an seiner Seite bleiben und die gemeinsame Karriere fortsetzen wird. Allerdings wird er im Training kürzer treten müssen, da er seine Tätigkeit bei der Regierung zeitlich aufstocken muss, um die horrenden Strafzahlungen des gestrigen Tages (7.50 Euro !!!) zu schultern.
Spannend bis zum Schluss war das Match Josef/Hilmar gegen Holger und den in dieser Saison debütierenden Eddi, der sich durch herausragende Trainingsleistungen für einen Doppeleinsatz empfohlen hatte. Beide Teams agierten auf Augenhöhe und erst im Tiebreak sicherten sich die Lichtenauer Satz 1. Im 2. Durchgang lagen sie schnell weit zurück, pirschten sich beim 5:5 wieder heran und mussten dann doch in den Matchtiebreak. Beim einem an sich aussichtslosen 2:9 punkteten Eddi und Holger noch viermal in Folge, dann war die Luft raus und auch sie mussten den Sachsenern gratulieren.
Frei nach dem Motto, wenn wir schon nicht gewinnen halten wir uns beim Essen und Trinken schadlos agierten die Lichtenauer im Anschluss an die Spiele. Glücklicherweise gelang es einem Spieler der Herren 40 aus Hösbach, den Billiggrill der Firma Lidl ( 150 Euro) in Gang zu bringen, sonst wären die Lichtenauer auch hier leer ausgegangen, wie aber Uli dann unter Einsatz seines Lebens todesmutig die Fleischwaren in den meterhoch aus dem Grill schlagenden Flammen bruzzelte, verdient höchste Anerkennung. Dazu gab es köstliche Salate diverser Ehefrauen, denen unser Dank gilt und für die, die sich mit Weizen oder Hellem zufrieden gaben, ausreichend Getränke. Lediglich Erwin musste wieder auf sein geliebtes Pilsbier verzichten, da die Gastgeber die frühzeitige Kühlung versäumt hatten. Erst kurz vor unserer Abreise konnte er ein immer noch zu warmes Pils einnehmen, hatte aber wie alle Akteure die Zeit bis dahin mit einem von Hilmar gespendeten Birnenschnaps angenehm überbrückt.
Die Heimreise per Rad endete am Tennisplatz wo die siegreichen Damen 50 schon warteten, die ihren Liebsten per whats app eine heiße Nacht zugesichert hatten. Dass dies leider nur meteorologisch zu interpretieren war, lag wohl an den sechs Flaschen Sekt, die unsere Holden zu diesem Zeitpunkt schon intus hatten.
Alles in allem war es trotz der sportlichen Klatsche aus gesellschaftlicher Sicht ein schöner Nachmittag, wie der Abend endete—siehe oben.