Herren 60 Auswärtsspiel in Herrieden

Verfasst am 17 Jun 2018 von Thomas Altrock

Herren 60 Bezirksklasse 1        SG Herrieden II vs.TSV Lichtenau. 2:7

Mit einem grandiosen, in dieser Höhe nie erwarteten Auswärtssieg bei der 2. Mannschaft der SG Herrieden ,entledigten sich die Lichtenauer Herren 60 vorzeitig aller Sorgen, zum Saisonende auf dem letzten Platz zu landen.
Fairerweise sei erwähnt, dass die Herriedener ganz kurzfristig ihre Nummer 1 für die 1. Herren 60 Mannschaft freistellen und somit alle aufrücken mussten.
Allerdings schmälert das nicht die homogene Mannschaftsleistung der Lichtenauer, die den Gesamtsieg mit aller Willenskraft erkämpften.

Auf Platzziffer 2 ging es gleich richtig zur Sache. Ali und der technisch sehr beschlagene Rudi Leichs lieferten sich von Beginn an lange, sehenswerte Ballwechsel. Beim 2:2 , einem hochroten Kopf von Ali und seiner ultimativen Forderung nach einem klatschnassen, eiskalten Handtuch musste der unbedarfte Zuschauer das Schlimmste befürchten. Aber Petrus stand auf Seiten der Gäste. Sanft schob er eine kühlende Wolke über den Centercourt und fixierte diese dort auf wundersame Art und Weise für eine Stunde. Die unverhoffte Kühlung weckte Alis Lebens- und Tennisgeister und sein Mix aus geraden Schlägen, unorthodox gelöffelten Linkshandhebern und hohen Bällen, die er immer dann einstreute, wenn er etwas Luft brauchte, zerstörte den Rhythmus Rudis. Beim 6:3 hatte er sich einen klaren Vorteil erspielt und Rudi, im 2. Satz auch mit der Entscheidung bezüglich der Mannschaftsaufstellung hadernd, geriet zunehmend ins Hintertreffen. Ali begnügte sich in der Folgezeit seine Linie stur durchzuziehen und brachte seine Farben souverän in Front.
Wer gedacht hatte, sich nun gemütlich der Partie von Fritz zuwenden zu können, sah sich getäuscht. Beflügelt von einer Aussicht auf eine krachende Geburtstagsfete bei seiner Tochter, warf Fritz dieses Mal den Turbo an. Bereits nach kurzer Spielzeit prangte ein 1:6 aus Sicht von Franz Mack an der Anzeigentafel. Franz trug dazu aber nicht unwesentlich bei, indem er eine erkleckliche Anzahl von unforced errors produzierte. Der 2. Durchgang gestaltete sich dann wesentlich zäher. Franz wehrte sich energischer, Fritz war zunächst nicht mehr ganz so präsent, legte dann aber in der Entscheidungsphase noch einmal einen Zahn zu. Zweimal packte er das ganze Gefühl seiner linken Führhand aus und glänzte mit 2 unerreichbaren Lobs. Schon führte Lichtenau 2:0.
Weniger Glück hatte Dieter, dessen Rackern und Kämpfen nicht belohnt wurde. Er hatte von Beginn an Probleme ins Spiel zu finden. Sein Gegner Walter Springer spielte ein braves, geradliniges Tennis ohne grosse Überraschungseffekte, machte aber kaum Fehler und war enorm gut zu Fuß. Dieter dagegen verkrampfte oft, stand frontal und ohne Knieelastizität bei der, dann zwangsläufig mißratenden Vorhand, und haderte oft mit sich selbst. Kampfgeist konnte man ihm bescheinigen, es fehlte der spielerische Esprit. Aber Aufgeben gilt bei Dieter nicht, Beleg dafür die Geschehnisse beim 4:5 und 0:40 aus seiner Sicht. Den ersten Matchball wehrte er mit der Nonchalance eines englischen Lords mit einem Stopp ! ab und auch Matchball 2 und 3 neutralisierte er. Es ging in den Tiebreak und auch hier biß sich Dieter willensstark am Gegner fest. Punkt für Punkt hamsterte er und beim Erreichen des Matchtiebreaks war die schon verloren geglaubte Partie wieder offen. Aber, das Leben, insbesondere das auf dem Tennisplatz, ist kein Ponyhof und dies musste unsere Nummer 5 leidvoll erfahren. Bis zum 7:7 war alles pari, dann 8:7 für Walter und dieser traf beim nächsten Ball, ganz sicher unabsichtlich, eine folgenschwere Fehlentscheidung. Dieters langen Ball kurz vor die Linie sah er fälschlich im Aus. Danach folgte Matchball Nummer 4 und diesmal war das Glück auf Walters Seite. Fair umarmten sich die Kontrahenten nach dem Match, denn der Verlierer war ein Sieger der Herzen und dem Sieger gönnte man seinen hart erkämpften Erfolg.
Fast unbeobachtet machte Radi auf einem etwas entlegeneren Platz den 3. Siegpunkt fest. Er legte gegen Jürgen Schmidt los wie die Feuerwehr, dominierte diesen nach Belieben und profitierte auch von dessen Fehlern. Wer Radi spielen sah, sah ganz das alte „Kampfschwein“, das keinen Ball verloren gab, angriffslustig war und läuferisch seine Knieprothese völlig vergessen ließ. Er kann damit als leuchtendes Vorbild für Thomas dienen, und diesem aufzeigen, wie man trotz Kunstgelenk wieder Leistung abrufen kann. Nach gewonnenem 1. Satz lief es etwas zäher, denn Jürgen stellte sich besser auf seinen Gegner ein. Matchwinner waren letztendlich die brillant gesetzten langen Rückhandslicebälle des Lichtenauers, die im Endeffekt den Unterschied ausmachten.
Leo duellierte sich derweil auf Position 1 mit Richard Wagner und lag ganz schnell mit 2:6 und 0:2 im Hintertreffen. Es ist aber immer wieder phänomenal, mit welcher Selbstverständlichkeit Leo sein Spiel variieren kann. Ein paar Tipps vom Coach ins Ohr geflüstert und schon war Leonhard Nummer 2 auf dem Platz. Mutig zog er jetzt seine Vorhand durch, spielte konsequenter Richards Rückhand an und schlug stark verbessert auf. Und schon war der 2. Satz mit 6:2 für ihn verbucht. Auch hier wogte der Fight im Supertiebreak unentschieden hin und her, ehe 2 Kleinigkeiten Leo zum Sieg verhalfen. Zum 9:8 schaute Richard eine hohen Ball Leos interessiert von seiner Vorhandseite zu, wie dieser gegenüber einschlug. Läuferisch wäre es für ihn kein Problem gewesen, diesen Schlag zu retournieren, aber hatte ganz einfach einen kurzen Blackout. Vielleicht beeindruckte dieser ihn nachhaltig, denn als Leos letzter Aufschlag mit der gnadenlosen Geschwindigkeit von mindestens 40 km/h übers Netz rauschte, schubste Richard diesen ohne Not ins Netz und der 4. Lichtenauer Einzelpunkt stand fest.
Verkürzen konnte auf Rang 6 Robert Vlasits, ein alter aber erfahrener Kämpe, der mit der Vorhand Druck machen konnte und auch die Rückhand sauber schlug. Einzelerfahrung hatte er dem tapferen Hermann um Längen voraus und so sehr sich dieser auch mühte, gegen Robert kämpfte er gegen Windmühlen. Verständlich dass er unter Wert mit 2:6 und 0:6 geschlagen seinem Mannschaftsführer frustriert entgegen schleuderte: „Das nächste Mal könnt ihr alleine spielen“. Kurzfristig umspülte eine Welle des Mitleids dessen weiches Herz und ihm schoß für einen Moment sogar der ketzerische Gedanke durch den Kopf, die fällige Strafzahlung in diesem Fall auszusetzen. Da damit aber ein Präzedenzfall mit nicht absehbaren Konsequenzen geschaffen worden wäre, unterdrückte er diese Gefühlswallung heroisch sofort wieder. Der Trost der versammelten Mannschaftskollegen konnte Hermann in diesem Moment auch nicht helfen, aber er hatte seine ganz eigene Medizin gegen Frustrationsgefühle im Gepäck—dazu später.
Jetzt galt es ein Doppel zu gewinnen und—gewarnt durch die drei verlorenen Doppel der Bayernliga 50 Damen am Vorwochenende— legte sich der Mannschaftsführer auf eine 7er Aufstellung fest und übte sanften Druck auf das Doppel 3 mit Radi und Dieter aus, in der Form, dass er den beiden im Falle einer Niederlage alle möglichen Sanktionen androhte. Anscheinend war ihm dabei nicht bewusst, dass es sich um zwei Sensibelchen handelte, denen diese Drohkulisse in der Anfangsphase zu schaffen machte, denn schnell lag das Duo 1:3 im Rückstand. Parallel dazu gingen die beiden anderen Paarungen, zugegebenermaßen vom Coach ohne strikte Siegorder auf den Platz geschickt, forsch zu Werke. Es war eine Augenweide, wie Hermann sich an der Seite von Ali alle dunklen Schatten des Einzels von der Seele spielte. Seine Crossvorhand war allererste Sahne, seine Netzattacken meist erfolgreich und den Rest erledigte Ali mit guten Aufschlägen. Solche hatte auch Leo zu bieten und diese und sein schneller Vorhandball nagelten Rudi und Franz an der Grundlinie fest. An seiner Seite erledigte Martin seine Aufgabe mit der Gelassenheit des Alters. Er hatte kurz den Schreibtisch verlassen, um sich an der frischen Luft das Hirn wieder etwas durchzupusten, aber wie er seine Chancen auf Passierbälle erkannte und verwertete oder wie er mit mancher Blitzreaktion am Netz überraschte war eines 1er Doppels der Bezirksklasse mehr als würdig.
Zum Glück kamen auch Dieter und Radi noch rechtzeitig in den Kampfmodus. Reinhold war schon von der her Körpersprache anzumerken, dass für ihn nur noch der Sieg zählte und für Dieter war der Knackpunkt ein Aufschlagspiel, das er nach Rückstand noch drehte. Eine Schrecksekunde war, als ihm Wadenkrämpfe einfuhren, aber sportlich fair stellte der Herriedener Werner Liebich seinem Gegner den bewährten Franzbranntwein zur Verfügung und dank diesem und einer hingebungsvollen Massage der strapazierten Muskulatur durch Thomas und weniger hingebungsvoll später von Reinhold, konnte Dieter den Wettkampf fortsetzen. Wie geplant war es dann tatsächlich dieses Doppel, das den Siegpunkt für die Gesamtbegegnung sicherte und damit den anderen Doppeln den Druck nahm. Diese ließen sich nicht zweimal bitten. Martin war es, er konnte selber nicht so recht glauben was geschah, der sein letztes Aufschlagspiel zu Null heimbrachte und damit seine herausragende Leistung krönte. Hier ist zusammen mit Leo ein Dreamteam geboren, an dem man auch in Zukunft nur schwerlich vorbeikommen wird. Ja - so eine Geburtstagsfeier kann für eine Tenniskarriere einen jähen Knick bedeuten, wenn sich junge Nachwuchstalente in den Focus des für die Aufstellung Verantwortlichen spielen. Allerdings hat Fritz, per whats app über seine prekäre Situation in Kenntnis gesetzt, bereits über die sozialen Medien verlauten lassen, seinen Platz nicht kampflos zu räumen. Dabei setzt er aber nicht wie so oft auf der grossen Sportbühne auf Intrigen oder Ränkespiele, sondern er hat seinem Mannschaftsführer gegenüber verstärkte Trainingspräsenz, unbedingten Kampfeswillen und vollen Einsatz um sich förmlich wieder aufzudrängen, angekündigt. Mit einem Wort: vorbildlich.
Spannend machten es Ali und Hermann. Anstatt beim 5:2 den Sack zuzumachen, gönnten sie sich noch eine kleine Matchverlängerung in Form eines Tiebreaks. Aber da beide bis in die Fingerspitzen motiviert waren, hieß der Sieger hier mit 8:6 Lichtenau. Das Lächeln war vor den Augen seiner mitfiebernden Gattin Gisela auf Hermanns Gesicht zurückgekehrt und seine Worte nach dem Einzel waren Schnee von gestern, denn kein Team wird freiwillig auf einen Teamplayer wie unseren „Hörmän“ verzichten.
Zufrieden labte sich, während seine Spieler duschen gingen, „Erfolgscoach“ Thomas an einem leichten Hefeweizen und ein formidables Schäufele mit Klößen und Salat von den Herriedenern kredenzt rundete den gelungenen Tennistag ab. Auch ein Schnäpschen durfte nicht fehlen, ehe es zur wohlverdienten Sonntagsruhe nach Lichtenau zurück ging.

 


Die Ergebnisse:

Einzel:

Wagner - Meier 6:2/2:6/8:10
Leichs - Ahmadpur 3:6/1:6
Schmidt - Blach 2:6/3:6
Mack - Fersterra 1:6/4:6
Springer - Mohr 6:4/6:7/10:7
Vlasits - Strössner 6:2/6:0

Doppel:

Leichs/Mack - Meier/Schilder 4:6/4:6
Wagner/Arnold - Ahmadpur/Strössner 3:6/6:7
Vlasits/Liebich - Blach/Mohr 4:6/0:6

HS60HERRIEDEN klein

 

Die Heroen von Herrieden--einfach nur Spitze !!!

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