Heimspiel gegen Rückersdorf
Verfasst am 2 Jul 2017 von Thomas Altrock
Damen 50 Bayernliga. TSV Lichtenau : TC Rückersdorf 4:5
Am letzten Bayernligaspieltag empfingen die Damen 50 des TSV Lichtenau den TC Rückersdorf. Die Gäste hatten durch einen hohen Sieg die Chance, die Lichtenauerinnen in der Tabelle zu überholen. Entsprechend gut waren sie aufgestellt und überliessen nichts dem Zufall, denn ihre Oberschiedsrichterin überprüfte vor Beginn der Spiele alle Netzhöhen sowie die Platzierung der Stützen und zeigten dem Heimverein so unmißverständlich ihre Entschlossenheit, die „Dorfmannschaft“ hinter sich zu lassen.
In der ersten Runde schien dieses Konzept auch perfekt aufzugehen. Ingrid Ihnken baute gegen Marie Luise Neubauer sofort enormen Angriffsdruck auf. Mit einem guten Auge und sicherer Spielanlage nutzte sie schonungslos jede sich bietende Chance und holte sich im Handumdrehen Satz 1. Erst jetzt legte Neubauer ihre Anfangsnervosität ab und kämpfte sich mit langen kraftraubenden Ballwechseln zurück ins Match. Beim 5:3 stand sie schon mit einem Bein im Supertiebreak, hatte dann aber in einigen Szenen, zum Beispiel bei zwei durch den wechselnden Wind ausgelösten Rahmentreffern, Pech und verlor noch mit 5:7.
Auch Brigitte Mohr erging es nicht besser. Allerdings war Susanne Käppler-Specht auch eine äußerst unangenehm zu bespielende Gegnerin.Die Linkshänderin agierte mit einer kaum ausrechenbaren Crossrückhand, immer wieder geschickt eingestreuten Stopps und einer hoch wegspringenden Topspinvorhand in kritischen Situationen. Dazu kommentierte sie lautstark jeden verschlagenen Ball, was Mohr erheblich in der Konzentration störte. Trotzdem zeigte sich die Heimspielerin im Vergleich zur Vorwoche deutlich verbessert. Ihre Vorhand war wieder die gewohnte Waffe und im 2. Satz sahen die Zuschauer sie beim Spielball zum 5:1 schon auf der Siegerstrasse. Die Rückersdorferin war aber routiniert genug den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und machte im Tiebreak die 2:0 Führung perfekt.
Uta Altrock hatte Andrea Schlemm zu Beginn bombensicher im Griff. Die langen Rückhandsliceduelle entschied sie meist für sich und ihre Dominanz schien unerschütterlich. Dass sich das Spiel im 2. Satz komplett drehte lag an einer Leistungssteigerung der Rückersdorferin und einem Performanceabfall der Lichtenauerin. Schlemm holte den Satzausgleich und hatte im Matchtiebreak das Glück beim 10:7 auf ihrer Seite.
Jetzt wurde es für Lichtenau allmählich eng und wer wenn nicht die seit Wochen in bestechender Form auflaufende Gerlinde Bischoff wäre prädestiniert gewesen, die Wende einzuleiten. Auf das Energiebündel war auch diesmal Verlaß. Läuferisch unübertroffen fegte sie Ingrid Kolb im ersten Durchgang förmlich vom Platz. Unerklärlicherweise begann sie dann zu wackeln. Mehrmals schob sie Bälle aus dem Halbfeld weit ins Aus und beim 0:3 schien sie den Zugriff aufs Match komplett zu verlieren. Doch mit dem Selbstvertrauen aus den letzten Partien erzwang sie mental stark die Wende und holte den wichtigen 1. Punkt für das Heimteam.
Leider konterte Rückersdorf sofort durch Anne Kalmer. In einer Kopie des Ablaufes der Begegnung von Uta Altrock unterlag Irma Weinmann mit exakt dem gleichen Ergebnis. Sie verlor ihr druckvolles Grundlinientennis im 2. Satz komplett, erreichte trotzdem den Supertiebreak und lag hier schnell vorentscheidend 1:4 zurück. Kalmer war in der Windlotterie mit ihren unterschnittenen Schlägen dann um ein Quentchen effektiver und erhöhte mit ihrem Sieg den Druck auf die Lichtenauer Nummer 1 Kerstin Sticha.
Doch Sticha blieb unbeeindruckt und zeigte einmal mehr ihre enorme spielerische Reife. Nur zu Beginn leicht nervös hielt sie die Konzentration und verlor nur ganz selten die Kontrolle über das Match. Ihr Meisterstück lieferte sie im Entscheidungstiebreak. Während sich Regina Morgenroth von jedem Geräusch abseits des Platzes gestört fühlte und immer öfter mit emotionalen Ausbrüchen reagierte, agierte die Lichtenau Topspielerin mit frappierender Coolness und fertigte die Rückerdorferin mit 10:3 ab.
Da Lichtenau ein 3:6 genügt hätte um Platz 4 zu sichern, entschied sich das Team nicht alles auf eine Karte zu setzen und den Gesamtsieg anzupeilen, sondern den fehlenden Punkt mit einem starken Dreierdoppel einzufahren. Der Plan ging auf, aber das eingespielte Duo Altrock/Mohr hatte mehr Mühe als erwartet. Mit wachsender Spieldauer stieg der Druck und erst mit dem 4. Matchball waren Spielerinnen und Zuschauer erlöst.
So fiel die Niederlage von Sticha/Neubauer im Spitzendoppel nicht mehr ins Gewicht. Trotz zahlreicher taktischer Empfehlungen der fachkundigen Zuschauer produzierten die TSV Spielerinnen zu viele Fehler und verloren recht deutlich.
Das I Tüpfelchen setzten Weinmann/Czech auf die erfolgreiche Bayernligasaison, denn obwohl ihnen die Rückersdorfer Nummer 1 gegenüberstand erspielten sie sich mit mutigen Netzattacken Satz eins. Im 2. Durchgang, auch ausgelöst durch unnötige Diskussionen wegen einiger Entscheidungen, verloren sie den Faden und mussten in den 4. Matchtiebreak des Tages. Hier spielten Weinmann und vor allem Czech mit Engelsgeduld selbst längste Ballwechsel fehlerfrei mit und entnervten Morgenrot damit so, dass sie in der Schlussphase zwei Doppelfehler in Folge produzierte. Die Lichtenau liessen sich nicht zweimal bitten und machten mit 12:10 den Sack zu.
Wie der verschworene Lichtenauer Haufen mit nur 7 eingesetzten Spielerinnen auch die 2. Bayernligasaison mit Bravour absolviert hat, ist aller Ehren wert und mit Platz 4 von 8 Teams hat der kleine Verein aus dem Markt Lichtenau manche etablierten Mannschaften aus grösseren Städten hinter sich gelassen.
Die Ergebnisse:
Einzel:
Sticha- Morgenroth 5:7/6:2/10:3
Altrock-Schlemm 6:2/2:6/7:10
Weinmann-Kalmer 6:2/2:6/7:10
Mohr-Käppler-Specht 1:6:6:7
Bischoff-Kolb 6:2/6:4
Neubauer-Ihnken 1:6/5:7
Doppel:
Sticha/Neubauer-Kalmer/Käppler-Specht 3:6/3:6
Czech/Weinmann-Morgenroth-Ihnken 6:3/2:6/12:10
Altrock/Mohr-Schlemm/Kolb 6:1/7:5
Der grösste Erfolg in der Vereinsgeschichte ist perfekt !
Ein 4. Platz in der 2. Bayernligasaison der Damen 50 Mannschaft des TSV Lichtenau .
Da ist ein ? Gläschen Sekt hochverdient.